Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Thinkabout wird alt

∞  16 April 2014, 23:07

Ich glaube nicht mehr an die Menschen. Mein Weltbild hat sich verschoben. Mein bester Freund schreibt mir, er würde aus meinem Blog eine gewisse Resignation heraus lesen.

Ein anderer Freund, zehn Jahre älter als ich, dem ich von meiner eigenen Beobachtung meiner veränderten Haltung und Grundstimmung erzähle, lächelt und sagt dann ganz einfach:

Thinkabout, auch Du wirst langsam alt.

Gewisse Dinge muss man einfach nicht mehr hören, nicht mehr sehen. Und ich habe gerade dieser Tage gedacht, dass mir der Kontakt zur Jugend fehlt, zu Menschen, die all dies, was ich schäbig finde oder einfach rasend oberflächlich, ganz anders beurteilen, und mag es so sein, dass sie es einfach nicht anders kennen. Sie sollen gar nicht gleicher Meinung sein wie ich, das wäre ja verheerend. Sie sollen einfach den Weg wissen, wie damit umzugehen ist und das Leben doch mit Tiefe gelebt werden kann.

Ich hoffe, diese Jungen gibt es. Ihr grösster Trumpf ist wohl, dass sie nichts anderes kennen. Darum können sie meine Trübsal gar nicht blasen. Aber wie ist es, wenn man die Dinge, die mich quälen, gar nicht als Problem sieht? Wird die Welt deswegen dann besser? Oder einfach lebbar, erträglich?

Manchmal denke ich, dass unsere Generation diejenige ist, die mit der ins Unermessliche gestiegenen Informationsflut am schlechtesten umgehen kann. Die Jüngeren wachsen damit schon auf, wir aber haben noch die Zeiten erlebt, als ein Fax ein Wunder war. Heute konsumieren wir Nachrichten, nein News, Wissen, Unterhaltung, im Internet. Ungefiltert, aber sicher auch sandgestrahlt, in immer kleineren Häppchen – und für die grossen Folgen allen Tuns fehlt jede Übersicht. Wohl noch nie hatte die Menschheit so viel Wissen und hat so wenig damit anzufangen gewusst. Und abgesehen vom Überlebenstrieb fehlt im Grunde jede ethische Vorgabe. Ich finde es frustrierend schwer, sich in unserer Welt zu orientieren und heraus zu finden, wie weit man sich ihr aussetzen soll, in ihr Haltung beziehen muss und argumentieren soll – oder ob es nicht sehr viel segensreicher wäre, sich auf seinen Lebensbeitrag im Mikrokosmos zu konzentrieren und die Harmonie in seinem Innern zu suchen, der ständigen Einflussnahme und Ablenkung von aussen abgewandt…