Mein Schreiben. Täglich.

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Tester und Konsumenten und ihre Schnäppchen

∞  8 November 2012, 21:32

Zeitschriften für den Konsumentenschutz, Warentests und Konsumentenmagazine am Fernsehen sind nicht mehr wegzudenken. Das Verhalten, das bei der Beurteilung der Angebote dabei vorgelebt wird, tritt oft jeden Gedanken zur Ökologie mit Füssen.

Damit ist nur ein ergänzender Aspekt, der zu einem bewussten Abwägen der Kaufentscheide gehören würde, erwähnt, aber ich will mich hier darauf konzentrieren.

istockphoto.com/koun

Ein Beispiel:

Eine Konsumentenmagazin (Print) testet die Anwendung eines Haushaltgerätes. Es beurteilt die Funktionsfähigkeit und den Erfolg der Anwendung und erstellt daraus eine Bewertung und eine Rangliste. So kennen wir das alle, auch die Angabe der Regalpreise gehört dazu, denn im Kommentar zum Test werden die teureren Geräte mit dem schlechteren Testergebnis verbal abgestraft. Das ist der Moment, an dem Tester und Leser sich in der gemeinsamen Entrüstung ganz nah bei einander wissen.
In diesem Fall geht es um Aufsätze zum Gerät, die aus synthetischen Fasern bestehen und bewusst immer wieder in der Waschmaschine gewaschen werden können.

Die Tester kommen zum Ergebnis, dass das mit weitem Abstand billigste Produkt bei der Maschinenwäsche krumpft und Fusseln bildet, was im Effekt die Reingiungsleistung deutlich beeinträchtigt. Der Kommentar des Autors dazu:

Bei einem Preis von X.XX pro Teil ist dieses Manko aber zu verschmerzen. Am besten kauft man mit dem System gleich einige Ersatzaufsätze.

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Mahlzeit. Vor allem für die Umwelt. Denn hier handelt es sich um ein Produkt, das ganz bewusst als Gegenentwurf zu vergleichbaren Geräten mit Wegwerf-Aufsätzen konzipiert wurde – für den lang anhaltenden Einsatz und entsprechende Dauerhaftigkeit. Eine Belastung für die Umwelt soll gerade eingedämmt werden, und die Entwicklung entsprechender Produkteigenschaften und derer Produktion ist nun mal teuer.

Mich irritieren solcherlei stumpfe Reflexe, und wenn sie gewissermassen vom Konsumentenschutz auch noch als wünschbares Verhalten “autorisiert” werden, dann befremdet mich das sehr. In diesem Beispiel schwingt sich der Autor auch noch zum Absatztreiber für den Testteilnehmers auf, indem er den grosszügigen Einkauf des Materials “auf Vorrat” empfiehlt.

Ich will nicht verschweigen, dass ich selbst am Vertrieb von Produkten beteiligt bin, die immer mal wieder Gegenstand solcher Konsumententests sind. Ich habe aber keinen Grund zum Nachkarten, weil unser “Abschneiden” dabei immer ausreichend, oft sogar mindestens gut ist. Aber auch wir führen oft Diskussionen über die zum Teil nicht nachvollziehbaren Testergebnisse, über “Laborratten”, die praktische Anwendungen nur behelfsmässig nachzustellen vermögen, um sie dann auch messen zu können. Nicht alles lässt sich eben wirklich objektivieren. Um so mehr irritiert mich dann auch der Reflex von uns Getesteten, der kein Zögern kennt, bei einem guten Testergebnsi mit diesem auch zu werben – womit eigentlich jedes Recht zur sich über die Testverfahren mokierende Beschwerde verwirkt ist – und den Konsumententests die Autorität zugesprochen wird. Die Macht gehört eben jenen, welche die Aufmerksamkeit auf sich zu richten wissen.

Gültig aber bleibt in jedem Fall die Kritik, die man aus Sicht der gebeutelten Umwelt anbringen kann – und sehr viel häufiger zum Ausdruck bringen sollte.