Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Struktur, Chaos, Anmassung

∞  6 Dezember 2012, 15:13

Die Arbeitsweise von uns Menschen ist schon sehr unterschiedlich. Von chaotisch bis linear strukturiert, von zerstreut bis hoch konzentriert, von nüchtern bis phantasievoll, von speditiv bis schleppend – es gibt alles, und nicht jede Charakteristik fördert das Vertrauen in die Verlässlichkeit einer Partnerschaft…

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Wir Schweizer sind ja bekannt dafür, dass wir auf sehr kleinem Raum fast dreissig unterschiedliche Welten kennen. Wir nennen sie Kantone, lassen die Menschen darin (zum Teil zumindest) ganz komisch reden, anerkennen vier Landessprachen und vergeben dabei so viele Kompetenzen wie möglich in die einzelnen Regionen. Wollte die EU Föderalismus lernen, der auch noch funktioniert, sie müsste beim weissen Fleck in ihrer Mitte in die Lehre gehen.

Und doch muss ich schmunzeln, wenn ich von unseren Eigenheiten höre. Denn was ich nördlich des Rheins beobachte, ist ähnlich krass – mit dem Unterschied vielleicht, dass es sehr viel mehr Bereitschaft gibt, das Komische im andern dazu benutzen zu wollen, sich abzugrenzen. Süddeutschland und nur schon Nordrhein-Westfahlen – das sind definitiv zwei mentale Gegensätze, die fast nicht zusammen zu bringen sind. Und da Deutsche auch untereinander nicht so zurückhaltend sind im Versuch, sich lieber ganz sicher dank deutlicher Worte verständlich zu machen, geht es oft ziemlich patzig zu und her. Man stelle sich in dieser Konstellation nun noch die Funktionen Einkäufer und Verkäufer vor…

Da spiele ich dann, wenn ich für den Schweizer Ableger in diesem Kontext meine Bezugsquellen sichern will, schon mal das Weichei zwischen den Fronten, den Warmduscher und Turnbeutelvergesser, der sich (scheinbar) über den Tisch ziehen lässt.
Aber auch ich kann nicht anders, als Fehler, die nun mal geschehen, am Ende auch ausgemerzt sehen zu wollen, und dann hat eben Ausgleich und Konzilianz seine Grenzen. Dann werde ich laut. Und deutlich, dass es eine deutsche Art hat. Womit sich ein kleiner Vorteil bemerkbar machen kann: Dadurch, dass ich diesen Stil auf keinen Fall in meinem Alltag haben will, wird es dann jedem deutlich, was es geschlagen hat, wenn mir hörbar der Spass abhanden gekommen ist.

Wobei ich mich nur wundern kann: Es gibt doch tatsächlich Zeitgenossen, die es schaffen, ein Telefonat, in dem es um Krisenbewältigung geht, zu unterbrechen, um zeitgleich einen zweiten Anruf entgegen zu nehmen, dessen Konversation ich dann lauschen soll, so dass ich mir ein Urteil bilden kann, dass es dabei ganz sicher um nichts wirklich Wichtiges geht? Geht’s noch? Hier hat jemand seine Arbeitsorganisation nicht im Griff, und zwar in einer Weise, welche auch die Fehler enststehen lässt, welche dann das nächste solche Telefonat zur Folge haben – und so weiter und so fort. Es ist kein Schleck und kann, das ist das Schwierige, kaum leicht besser gelernt werden. Wir sind nun mal unterschiedlich fokussiert und haben unterschiedliche Fähigkeiten, unsere offenen Handlungsstränge zu koordinieren und vernetzt zu denken. Und die Konzentrationsfähigkeit ist auch je länger je mehr ein kostbares und seltenes Gut geworden.

Weniger ist bei manchem Tun mehr. Und darum höre ich jetzt mit diesem wilden Geschreibe auch auf und kümmere mich um die letzte Unterstützung der Vorbereitungen unseres Chlaus-Abends, in dessen Management ich der deutlich höheren Organisations-Kompetenz meiner Liebsten wegen nur Hilfe reichend eingreife. Und nur bei den subsidiären Zulieferdiensten im Finishing in der Küche.

Einen schönen Abend Ihnen Allen wünscht Ihr

Thinkabout