Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Stille Annäherung an die bewusste Leere

∞  5 März 2007, 14:02

Die Leere, die ich ahne und der ich mich nähern möchte, ist von einer Stille, die ich begrüsse und suche, weil ich erkenne, wie schön es ist, in ihr meine Gedanken ruhen lassen zu können. Sie ist wirklich leise – aber in einer befreienden, entspannenden Weise. Es ist eine Leere, die jede Langeweile überwunden hat.

Ein Nichts, das sich neu füllt und doch seine Weite behält, durchlässig wie eine Lunge, mit jedem Atemzug. Ganz natürlich und ohne mein weiteres Zutun. Ohne daraus eine neue Aufregung zu machen. Ich bin einfach und erlebe das Geschenk meines Seins wie der Körper den von mir eingeatmeten Sauerstoff begrüsst.

Die Energie, das Tanken von Kraft und innerer Gewissheit ist eine Art sich ausbreitende heitere Gelassenheit, die so begehrenswert wird, dass ich verweilen kann in der Stille.

Nicht jedem Menschen ist diese leere Stille nah. Manche kommen von sehr weit her, und die dunklen Löcher, die sie fühlen, liegen wie bodenlose Endlosigkeiten über diesem allertiefsten Grund.

Ich glaube aber, dass hinter allen Schmerzen und Sehnsüchten nach Ruhe und Einkehr und hinter dem lautesten Schrei danach diese tragende Leere erreichbar bleibt – weil sie dem Menschen, dem fühlenden Wesen, nicht ausgetrieben werden kann. Sie ist der Kern seiner Erinnerung, seines Wesens, der immer da ist.

Alles andere, darüber liegende, wirkt vielleicht verdeckend, bedrohlich, fortreissend oder zwanghaft niederziehend. Unter den alles tragenden Grund aber vermag nichts mich zu reissen und genau so kann mich nichts endgültig von der wieder herstellbaren Haftung in meinem Selbst fern halten.

Ich kann von meinem Ursprung, von meinem tiefsten Sinn durch nichts wirklich getrennt werden. Ich kann vielmehr immer heimkehren. Es kann mir sehr schwer gemacht werden, mich meiner zu erinnern. Aber es kann mir nie für alle Zeiten unmöglich sein.

Meine Vorstellung von dieser Zeit, in der ich mein Leben lebe, ist dabei genau so begrenzt wie die Tiefe meiner Erinnerungen und meiner Wahrnehmung, meines Bewusstseins. Aber genau so wie Erinnerung und Wahrnehmung kann sich auch mein Zeitempfinden weiten. Ich kann mich mit der Zeit versöhnen. Mit meiner Vergangenheit und ohne Angst vor der Zukunft. Auch von diesen Gedanken kann ich mich lösen und den Moment begrüssen. Immer wieder.