Mein Schreiben. Täglich.

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Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Steinbruch und Kastanien - Früchte der Natur

∞  28 September 2012, 19:51

Wir streifen bei knapp 20 Grad und Sonnenschein durch die Talsohle bei Cevio und bekommen einen Eindruck von den umliegenden Steinbrüchen:

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Hier wird Granit abgebaut, und die glatten Absprengkanten kontrastieren mit den darüber liegenden schroffen Felswänden des Berges, so dass man den Eindruck nicht los wird, dass er immer drohend mahnt, die Menschlein möchten es doch, bitteschön, nicht übertreiben. Natürlich sind diese Abbrüche nicht mit grossen Steinbrüchen anderer Länder und Gebiete zu vergleichen, aber die Baumaschinen und die vereinzelt auszumachenden Arbeiter geben doch einen Eindruck vom besonderen Umgang, den dieses Material fordert: Seine Schwere, die Schliffe, die es glitzern und glänzen lassen, die Wetterfestigkeit, die es verspricht – und doch mahnt hier der Stein den Menschen: Vergänglich sind wir alle, unbeweglich starr ist nur der Moment, Leben keimt in allem, geschliffen werden Mensch und Stein, von Wind und Wasser: Alle physikalischen Kräfte kann sich der Mensch nur leihen – zur Gestaltung und Nutzung dessen, was er für sein Leben braucht und leider noch für sehr viel mehr.

Weiter der Hauptstrasse entlang, am Ende des Wanderwegs, führt ein Tunneldurchgang an die Hauptstrasse. Wir gehen hindurch, weichen dabei den Wasserfahnen aus, die von der Decke regnen, weil der Wasserdruck des Berges dessen Niederschläge durch die gewölbte Decke presst…
Am Ende kann der Mensch hier nur noch verlässlich berechnen, wie lange es noch dauert, bis zum Einsturz…

Und an der Strasse, ein Stück weiter, liegen sie auf dem Boden – die ersten reifen Kastanien. Ursprünglich waren sie für die Bewohner der Bergtäler mal lebensnotwendig, um den Winter überstehen zu können. Es scheint Bäume zu geben mit unermesslichem Ertrag, und bald wird der Waldboden überall übersät sein mit den stacheligen Hüllen dieser besonderen Früchte. So wird die abweisende, schroffe wie die fruchtspendende Fülle der Natur auf den gleichen Metern Wanderweg sicht- und erfahrbar. Selbst für den Städter, der schon morgen wieder nichts als Teer unter seinen Füssen haben wird.