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Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Stan und der wund gespielte Stier aus Manacor

∞  26 Januar 2014, 22:07

Stanislas Wawrinka hat es also geschafft – und wird es noch kaum glauben können. Er hat sich den Verlauf des Matches gegen Raffael Nadal ganz bestimmt nicht so vorgestellt, sich auf Vieles vorbereitet, aber den Verlauf so bestimmt nicht erwartet.

Dabei hat er doch etwas erlebt, was er leider mit anderen Gegnern von Nadal teilt, und was langsam nerven dürfte:

Ist Nadal im Vollbesitz seiner Kräfte, werden die Gegner von seiner physischen Power beinahe erdrückt, und es ist kaum vorstellbar, gegen ihn in einem Best of Five – Match drei Sätze zu gewinnen, weil er fast sicher von jeder Schwäche zurück kommt. Behält man aber die Oberhand, so kann man fast darauf wetten, dass bei Nadal körperliche Probleme auftreten. So kann man Siege gegen ihn eigentlich fast nie geniessen, weil immer irgendwo die Fitnessfrage im Raum steht – entweder die eigene, oder diejenige des Kontrahenten, und der Grund für die eigene beste Leistung wird fast immer geschmälert durch irgend ein Handicap von Nadal, ob vermutet oder tatsächlich vorhanden. Das wird den Gegnern langsam auf den Keks gehen. Das Tennis als spielerische Komponente geht dabei fast unter.

Dabei wollen wir doch festhalten: Wawrinka hat in seinem 36. Grand Slam – Turnier als absoluter Finalneuling gegen einen dreizehnfachen Sieger dieser höchsten Turnierkategorie von der ersten Sekunde an sein allerbestes Tennis gespielt und Nadal bis zu dessen Medical Timeout nicht den Hauch einer Chance gelassen. Diese mentale Leistung war absolut bewundernswert. Und: Rafael Nadal hatte danach ganz eindeutig ein köperliches Problem, was die Konstellation des Spiels von der psychologischen Ausgangslage her komplett auf den Kopf stellte, weil Stan sich plötzlich schon fast am Ziel sah und darob sein inneres Gleichgewicht zu verlieren drohte. Der Schweizer kriegte die Kurve schlussendlich wieder und beendete ein Spiel siegreich, in dem die mentale Herausforderung sich völlig veränderte – vom 1:50-Aussenseiter zum Favoriten, der ein solches Spiel einfach gar nicht mehr verlieren durfte… Und Wawrinka hat die Prüfung bestanden und damit Unglaubliches geleistet:

Er gewinnt das Turnier nach Siegen gegen die Nummer Zwei der Welt, Novak Djokovic, gegen den er zuvor in dreizehn Partien ein einziges Mal – lange war es her – gewinnen konnte, und gegen Rafael Nadal, die Nummer Eins der Welt, gegen den er zuvor in zwölf Partien noch keinen einzigen Satz gewann. Stan The Man hat ganz offensichtlich da weiter gemacht, wo er sich schon auskannte: Er hat an sich und mit sich gearbeitet und mehr an sich geglaubt als alle Fachleute – und Recht behalten. Und das ist eine wunderschöne Geschichte und so was von beeindruckend!

Ach ja. Und ab Freitag wird in Serbien Davis-Cup gespielt. Es stehen wieder Best of Five – Partien an, und Wawrinka will seinen Vertrag mit Swiss Tennis erfüllen – und da antreten, obwohl das fast nicht gut gehen kann… Djokovic und Federer werden sich das nicht antun.