Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Spontanes Bloggen, konzeptionelles Schreiben

∞  31 März 2008, 21:55

Bloggen – das ist Impulsschreiben. Im Idealfall geschieht es nicht, weil der Blogger meint, er müsse nun unbedingt mal schreiben (in der Realität ist es leider doch oft so), sondern er bloggt, weil ihn die Lust gerade überkommt, und entsprechend bricht es dann einfach aus ihm heraus.

Genau das kann der Grund sein, dass verschiedene Journalisten oder Kunstschaffende ganz bewusst auch das Bloggen entdecken, weil sie darin eine Form des Schreibens ausleben können, die sonst sich nicht gestattet wird: Das archaische, wilde, ein wenig anarchistische Schreiben, das auch mal keine feste Form haben muss, mal lang, mal kurz sein darf, mal rund mal eckig.
Und genau so ist dies Grund für viele Schreibende, gerade nicht zu bloggen, weil sie sich geradezu davor fürchten, über ein Blog und die fehlende Formvorgabe Disziplin, Ernsthaftigkeit und Energie zu verlieren.

Für mich stellt sich das anders dar. Wäre ich nicht zum Bloggen gekommen, so weiss ich nicht, ob ich meinem Wunsch, schreiben zu dürfen, so viel Raum eingeräumt hätte. Wenn nun mir die Möglichkeit geboten wird, für ein Format zu schreiben, in eine Form gebettet, mit gewissen (wenn auch geringen) Vorgaben, so ist dies ein neues Schreiben für mich. Die Kolumne(n), die ich für Facts 2.0 zur Zeit schreiben darf, eröffnen mir eine neue Welt, geben meinem Schreiben auch eine Vorbereitung. Der Prozess der Entstehung wird gedehnt, vor allem jener der Reifung. Zeitdruck habe ich bisher nicht verspürt, Angst vor dem Urteil anderer auch nicht.
Die Blog-Erfahrung hat mich wie darauf vorbereitet, mit offener Kritik (oder auch mit Lob – auch das muss man lernen) umzugehen. Ich glaube heute, dass das Schreiben eines Blogs junge wie alte Talente ihrer Freude am Schreiben näher bringen kann – und ich möchte das in einer Form fördern. Ich trage diese Gedanken nun schon ein Jahr mit mir rum, aber jetzt gehe ich langsam schwanger damit und meine Vorstellungen dazu werden immer klarer.

Übrigens halte ich fest:
Was ich hier über archaisches oder konzeptionelles Schreiben sage, meine ich nicht wertend. Es ist mehr die Technik, die eine andere wird. Zudem verändert auch hier der Umgang mit der Zeit vor und während des kreativen Prozesses die Arbeit grundlegend. Oder ist es gar die Zeit, die mit unserer Arbeit umgeht, mit unserem Arbeiten und schaffen?

Was geschieht unter Zeitdruck, was sonst nicht möglich wäre. Bedrängtes wird gedrängtes. Und wenn Zeit vorhanden ist? Dann wird Geweitetes ausgebreitet. Dort wird durch Komprimierung etwas gebündelt (und dann vielleicht zurück gelassen), da durch Extension des Überlegens eine Frage vertieft, eine Antwort erarbeitet.

Schreiben ist in jedem Fall so herrlich wie jede Form des Mitteilens. Auf dass Sie mit teilen können. Beim Lesen.



Keine Sorge, das Bloggen will ich in keiner Weise outsourcen:



Fundstück: blog.taragana.com

in eigener Sache: Tag 9 der Australienreise ist nacherzählt