Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


So Tage gibt es...

∞  6 Mai 2007, 21:53

da passt das Wetter wunderbar zu meiner Stimmung.

Es regnet sich aus. Die Luft ist feucht, der Boden nass. Er dampft nicht gerade, aber er ist getränkt, erdig schwer zieht er meine Gedanken an. Ich schaue ins kühle aber frische Grau sich weg schlierender Wolken. Der halbe Tag ist schon verschlafen. Oder auch etwas mehr.

Aber ich bin wach genug, um zu spüren, wie glücklich ich sein kann in den Umständen meines Lebens. Es ist ein irres Gefühl, so überschwappend, nicht in die Tonne zu packen und daher irgendwie unwirklich.

Sonnenlicht flutet durch die grosse Fensterfront und züngelt den Schatten aus den Ecken, schafft neue Schattenspickel, wandert, wärmt, und ich muss an die Menschen denken. An die, welche mir gerade jetzt vor meinem inneren Auge in einer richtigen Prozession ihre Sorgen vortragen. Ich sehe sie vorbei ziehen, und sie zeigen mir ihre Nöte und die Bretter vor ihrem Kopf und die Knüppel, die sie sich immer wieder selbst zwischen die Beine schmeissen.

Ich halte das gut aus auf dem Sofa auf dem sonnenbestrahlten Parkett. Es ist, als wäre das Wetter gemacht, um eben solche feine Trübsal gut aushalten und nicht zerreden zu wollen. Ich denke an viele Menschen und lege mir ihre Probleme aus, muss sie nicht zerreden, beginne also kein einziges Mail, sondern ich halte sie einfach aus, trage sie ein wenig mit bei mir und lasse sie wieder kommen, wenn sie wollen. Die Probleme, aber vor allem die Menschen. Denn sie sind liebenswert und in ihren Nöten so gut zu verstehen. Mag sein, dass ich so Vieles anders anpacken würde, aber wer ist denn dafür zu schelten, dass er sich wie die Katze in den Schwanz beisst? Wie könnte ich den Kopf schütteln (oder zumindest danach nichts weiter empfinden) angesichts der Eindringlichkeit, mit der sich der Wunsch zeigt, einen Schritt heraus aus den bestehenden Kreiseln zu machen…

Wir treffen uns doch alle immer wieder in unserem Wunsch, die Liebe wagen zu können. Neu, oder auch alt, so, wie sie mal war, geahnt wurde oder gar erfahren werden konnte, oder so, wie wir sie uns erträumen. Wer ist glücklicher (oder weniger unglücklich)? Wer sich nach Vergangenem sehnt oder der, der Unbekanntes sich ausmalt? Die Liebe, die ich meine, und von der ich Ihnen Allen erzählen möchte, ist die sanfte Wärme eines Sonnenstrahls auf der Haut. Vielleicht wandert er aufwärts, oder abwärts, auf jeden Fall dringt er in alle Poren und breitet sich aus. Und langsam spüren Sie, wie sich alles in Ihnen diesem Erleben öffnet…
Sie hat nichts mit Leidenschaft zu tun, aber sehr viel mit dem friedvollen Wohnen mit sich selbst…

Wir wünschen uns Berührungen. Wir stellen sie uns vor. Wir quälen uns mit Bilanzen all jener Sensationen, die unsere Gefühle NICHT antreiben, weicher und inniger machen. Ich glaube, es gibt da einen Trost, ein schieres Wunder, das jederzeit neu passieren kann:
Es läuft ein Mensch um die Ecke, DER Mensch. Oder aber mich erschlägt beinahe ein AHA in mir, eine Ahnung, das zu einem Erkennen werden könnte: Die Fülle möglicher Liebessprachen ist sehr viel grösser als ich weiss – und nicht immer braucht es eine Fremde oder Vertraute, um das zu entdecken: Es zeigt sich mir aus mir selbst, Fremdes wird eben vertraut, und endlich gebe ich mir oder jemandem neben mir die Chance, mit mir vertraut zu werden…

Ich entdecke das Leben und gönne mir endlich die Frage nach den Möglichkeiten, die genau dieses Leben genau heute für genau mich bereit hält.

***