Mein Schreiben. Täglich.

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Mir fällt das oft selbst schwer genug...


SMS zum Tag: Wenn's stockt mit dem o.k.

∞  2 April 2013, 08:00

Du bist okay. Mehr sogar. Selbstannahme muss geübt, erfahren werden. Freunde helfen, indem sie ermutigen. Aber sagen muss ich mir das selbst. Und glauben auch!

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Healthy Heart or Big Love

Wer hört nicht gern ein Lob über sich? Wer will nicht gerne angenommen sein. Geschätzt? Und doch ist er so nah, der Selbstzweifel, der schon im Moment, in dem wir das nette Wort hören, eine Peinlichkeit in uns aufsteigen lässt, ein Unwohlsein. Wie wollen die das wissen? Ich kenn mich doch selbst, bin kein Riese, und nett gemeint ist es ja, aber ich bin doch schwach. Redet über etwas anderes, über andere vor allem.

Selbstannahme kann zu einem Grundgefühl werden, wir können es gar mitbekommen haben als Kind – als vielleicht grösstes Geschenk überhaupt. Meist aber müssen wir es uns in unserem Leben erkämpfen, wir müssen es begreifen.

Müssen? Wohl schon falsch. Denn wir kriegen den Leistungsbegriff anerzogen, der uns ganz woanders hinführt, als in unsere Mitte.

Wir sollten von dürfen reden: Wir alle haben Talente, Fähigkeiten, Dinge, die uns unterscheiden, und über allem steht die Tatsache, dass wir nicht mehr aber auch nicht weniger anzubieten haben als andere Menschen: In der Zweisamkeit, zum Beispiel, zählt nicht der Hero, kein Glanz, kein starkes Ego. Aber die Liebe zählt. Auch für sie muss ich Stärke finden und Zutrauen: Ich habe was zu geben, das für sich Wert hat. Ich bin vielleicht für einen anderen Menschen die natürlichste Ergänzung, die sich dieser für sich selbst und dessen Leben vorstellen kann. Vor allem aber bin ich Mensch. Ich habe dieses eine Leben, ich bin Schöpfung, ich bin als Wesen der Natur ein Wunder, ich kann jeden Tag Gutes tun und erfahren.

Wir können heute alle viele gescheite Bücher über die Annahme unser selbst lesen. Am Ende ist alles nur Vorbereitung. Wir verstehen. Aber das Verstehen dringt nicht bis in die Seele vor. In den Knochen stecken bleibt der Selbstzweifel. Bei allem Denken und Grübeln und liebevollem Zutrauen, das wir mit dem Verstand annehmen können, aber nicht mit dem Herzen, müssen wir die konkrete Erfahrung suchen, das kleine Einlassen auf den nächsten Moment, in dem wir uns einfach wohl fühlen dürfen in unserer Haut. Was uns meinen lässt, wir wären weniger, als der Nächste, ist völlig absurd. Es gibt keinen Vergleich mit anderen, keinen Anspruch, der grösser wäre, als dieser eine, der viel mehr ein Angebot ist:

Als Mensch in den Tag gehen, ihn begrüssen, aufmachen, durchstöbern und Abends zur Seite legen, mit dem Schlaf zur Ruhe kommen und am nächsten Tag wieder beginnen. Wir können das zweifelnde Denken besänftigen und das lernende Fühlen üben: Wir haben das Menschsein in uns, das wir alle suchen, und das, wenn wir es finden, niemals wieder weicht: Genau so, wie die Ente einfach das Schnabeltier ist, so sind wir dieser eine Mensch auf zwei Beinen – mit einem grossen Herzen und der Fähikgeit zur Empathie. Auch und gerade für uns selbst. Eine schönere Übung hält das Leben nicht bereit. Und das Schönste daran: Auch keine wichtigere.