Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


SMS zum Tag: Ruhetag

∞  29 März 2013, 00:06

Karfreitag: Erinnerung an ein göttliches Drama. Selbst daran gedacht? Askese. Entsagung. Null Unterhaltung. Der Tag geht vorbei – Man könnte ihn auch nutzen.

Auch diesen für den christlichen Glauben zentralen Feiertag haben wir längst aufgeweicht. Wenn wir Gewohnheiten, die zu diesem Tag gehören, wie zum Beispiel ein reduziertes, einfaches Essen, einhalten, dann schlicht, weil wir es uns so gewohnt sind und es dem Körper “und der Linie” ganz gut tut, mal kürzer zu treten. Denn die Osterhasen warten ja schon; ist also nicht so schlimm.

Und doch merke ich auf: Frappierend, wie nervös so ein einzelner ruhiger Tag Menschen machen kann. Wie die Gesellschaft auch dieses Relikt der Besinnung längst aufgeweicht hat.

Es heisst dann, dem Bürger solle nichts aufgezwungen werden (ausser dem Rauchverbot natürlich). Als wäre irgend eine Kampagne für die Volksgesundheit von grösserer Lauterkeit als ein Bibelwort oder ein Koranvers. Steuernde Fremdiinteressen hinter allem zu vermuten, das uns an-leiten will, hat nichts mit Verfolgungswahn zu tun. Skepsis ist angebracht. Nicht nur gegenüber Religionsverkündern. Ganz gewiss nicht nur.

Es sind auch nicht nur die Pfaffen, die sich anmassen, die besten Regeln für uns zu kennen. Die Welt ist voll von Menschen, die absolute Wahrheiten formulieren, und sei es auch nur der vorschnelle Ausschluss einer höheren Macht. So, als könnte man nicht damit leben, die letzte Gewissheit nicht zu kennen. Vielleicht sterben wir sogar mit diesem Unwissen. Sehr wahrscheinlich sogar. Da wäre immer mal wieder ein Tag für freie Gedanken, für ruhenden Puls und leichten Magen hilfreich. Ein Tag eben, an dem man die nicht gelösten Fragen aushält und sich darüber freut, dass jeder Tag seinen Platz hat. Nicht nur im Kalender, sondern auch im persönlichen Fortschreiten auf der Lebensachse.

Warum also nicht einfach mal sitzen bleiben und es morgen werden lassen? Aber eben, wir müssen ja den Osterbrunch vorbereiten. Und den Einkaufszettel noch erstellen. Für den Einkauf am Samstag. Und nicht zu spät einkaufen gehen. Es wird wie immer am Ostersamstag ein Gedränge herrschen.




Kirchenschiff und Kanzel St. Peter, Zürich, 28. März 2013