Mein Schreiben. Täglich.

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Mir fällt das oft selbst schwer genug...


SMS zum Tag: Die Herausforderung der Macht

∞  22 April 2013, 07:38

Macht erlangen wird immer zum Charaktertest: Schreibt man sich das Recht um oder bleibt man ein bisschen demütig der Gemeinschaft gegenüber, aus der man stammt?

Ich habe zwar die Faszination der Macht stets verstehen können. Ich verstehe vor allem die Neigung, Führung zu übernehmen, sich Übersicht verschaffen zu wollen. Wer das besser und schneller kann, ist ein Alphatier. Manchmal sind andere dankbar, dass das Alphatier voraus geht, aber die Missgunst ist nicht weit. Wer führt, Macht besitzt, wird angegriffen. Macht wird immer streitig gemacht. Man muss diesen Streit mögen, sonst… Und wenn man ihn überdrüssig wird und doch nicht auf die Macht verzichten will? Wo wird die Versuchung, zu tricksen, am Grössten? Am Scheitelpunkt der Macht, der Karriere, des Erfolgs? Dopen nicht die meisten überführten Spitzensportler in dem Moment ihrer Laufbahn am Unverschämtesten, an dem die Biologie ihre Gesetzmässigkeit des Alterns einfordert…

Wer nicht akzeptieren kann, dass er Macht nie dauerhaft besitzt, dass sie gewissermassen nur geliehen ist, der wird sich nicht sauber von ihr trennen können. Und wer sich in seine Rolle, in seine Bedeutung verliebt, sich eines reinen Gewissens rühmt und darüber hinaus findet, sein Wirken würde besser in die Welt passen als jenes irgend eines Nachfolgers, der gefährdet sein Lebenswerk genau so.

Alles Äussere, mit dem wir uns in unserem Leben identifizieren, kommt und geht, ist nur geliehen, ist Teil des Lernens auf unserem Lebenslauf. Und es ist verflixt schade, wenn gerade die im guten Sinne Erfolgreichen am Ende einer Schwäche erliegen, die sie zuvor, an der Macht, tunlichst vermieden haben: Dass Sie beginnen, in der Vergangenheit zu leben.