Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


SMS zum Tag: beste Freunde

∞  21 April 2013, 08:30

Freundschaft bietet Geborgenheit ohne Kalkül. Geben und Nehmen verlangen kein Gleichgewicht. Sie schaffen es. Auch, weil Sinn stiftet, wer Hilfe annehmen kann.

Was macht für mich eine Freundschaft aus? Die meisten von uns leben in Verhältnissen, in denen sich die Wege der besten Freunde auch mal räumlich trennen. Auch beste Freunde gründen Familien, nehmen Jobs an und verfolgen Karrieren. Sie verlieren sich aber nie aus den Augen und haben sofort wieder einen Zugang zu einander.

Beste Freunde finden sogar die Zeit zu schade, sich zu erklären, warum es einmal längere Zeit still war. Sie rechnen Versäumnisse nicht auf. Sie wollen da sein, wenn der andere ruft. Sie hören sich alles an, und sie hören dabei wirklich zu. Sie müssen nicht mit allem einverstanden sein, wollen aber verstehen – und akzeptieren. Leidet der andere, so versucht der Freund, Hilfe zu leisten, vielleicht lange, bevor sein bester Kamerad überhaupt so weit ist, sich helfen zu lassen. Es gibt kein Ungleichgewicht des Stärkern gegenüber dem Schwächeren, weil ein Freund nirgends mehr Sinn sieht, als Gelerntes, Erfahrenes und Erworbenes dort einzusetzen, wo es einem Freund dient, als wäre es für ihn geschaffen worden. Wahrscheinlich ist das sogar so, und diese Sichtweise ist ganz natürlich.

Beste Freunde sollten auch nicht beleidigt sein, wenn mal auf jemand anders gehört wird. Sie können lächelnd konstatieren, dass sie auch zu nah am andern dran sein können. Beste Freunde wollen das Glück des andern und sie bewahren nichts so sehr mit Entschlossenheit, wie diesen freien Zugagn zu einander, diese Möglichkeit, jederzeit offen ins tiefe Gespräch zu kommen. Wenn Sie bemerken, wie sehr sie dabei zusammen spannen, wie aufrichtig beide genau daran arbeiten und nichts dazwischen kommen lassen wollen: Das ist das Riesengeschenk, das wir ständig erneuern können.

Es gibt auch die Freundschaft der ständigen kleinen, scheinbar unbedeutenden Zeichen. Sie sind wie das gute tägliche zärtliche Wort in einer langen Ehe. Ich nehm’ dich wahr, und du gehst mir niemals auf den Wecker. Und wenn doch, dann will ich nicht dich weg haben, sondern den Wecker.

Freundschaft kann man sich trotz allem nicht verdienen. Gerade, weil sie ein Geschenk bleibt, ist sie ein unfassbares Glück. Man kann dieses Glück einfach in Bewusstsein, in Dankbarkeit verwandeln, indem man es teilt, und ausspricht, dass man von diesem Glück weiss und mithilft, ihm Sorge zu tragen. So gut, wie man es eben vermag. Dass das ausreicht, das versichert einem nicht selten gerade dieser Freund. So einfach könnte es sein. Nicht wahr?