Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Small-Talk, direkt ins Auge

∞  17 Februar 2010, 08:47

Es gibt die Art von Konversation, welche mich nach einigen Tagen Messe-Präsenz extrem fordern kann. Dabei ginge es eigentlich immer um die Fähigkeit, auch zuhören zu können.
Wenn Sie als Verkäufer trotz Ihrer Absichten, ein Produkt, Ihr Produkt an die Frau und den Mann zu bringen, das tatsächlich hinkriegen, dann mag Sie schon mal ein bisschen der Stolz beschleichen, und das heisst dann: Vorsicht. Denn natürlich hört man sich auf Messen sehr oft sehr viel selber reden.

Es gibt allerdings auch die Art Kunden unter den Einkäufern, welche eher dienstbeflissen ins Gespräch gehen, sehr schnell aber abdriften und sich nach wenigen Minuten fragen müssten, ob sie denn nun hier sind, um sich selbst darzustellen (zu verkaufen), oder Produkte für das eigene Sortiment einzukaufen.

Auf jeden Fall passt auf unsere komische, mikroskopisch kleine Kunstwelt der Satz des XIV. Dalai Lama wunderbar:

Ohne notwendigkeit viel zu reden ist so, als würden wir unseren garten vom unkraut überwuchern lassen.



Dazu als Illustration eine Konversation von gestern, die ich nicht so schnell vergessen werde…:

Kundin: Ja, guten Tag, Herr Thinkabout. Sie sind auch immer da, nicht? Sind Sie mit dem Flugzeug angereist?
Ich: Nein, mit der Bahn.
Kundin: Ah ja. Also, wir reisen ja immer mit dem Zug.
Kollege: Ja, das wäre für den Herrn Thinkabout ja auch mal eine Möglichkeit.


Zum Brüllen.
Der Kollege und ich schauen uns an und kümmern uns ganz schnell wieder um die Präsentation. Die Kundin ist in Gedanken schon viel weiter, aber nach wie vor nicht “da”. Und so bleibt das auch, das ganze Gespräch lang, das ja keines ist, sondern die Aneinanderreihung von Platitüden.

Jetzt bin ich ja wieder zu Hause. Todmüde. Aber nach einer ersten Nacht im gewohnten Bett und in vertrauter Umgebung und Gesellschaft, umgeben von wirklicher Wahrhaftigkeit und echter Aufmerksamkeit, werde auch ich schnell wieder “normal” werden und Frau Thinkabout hoffentlich nicht auf den Wecker gehen.