Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Seelenruhig auf uns warten

∞  24 Juli 2009, 21:33

Die eigene Seele ist unser stillster und sicherster Zufluchtsort. Sie ist geduldig, weil sie gerecht sein will, auch mit uns selbst. Und sie hat Zeit.


Alles, was wir an Unmut nach aussen und nach innen tragen, ist dagegen in seinem Kern unbestimmt: Meist vermögen wir es nicht zu erklären, wenn wir danach gefragt werden. Stimmungen überhöhen sich immer, scheint es. Wir müssen nicht wissen, woher unsere schlechte Laune kommt, um uns ihr zu ergeben. Eigentlich verrückt, nicht wahr, wie leicht wir uns das Leben vermiesen lassen und wie schwer wir es uns selbst machen, zur Ruhe zu kommen?! Dieser ganze Gerümpel und Karsumpel voller Schein statt Sein.


Karriere, Frau, Kind, Status, Moral, Charakter, Eigenschaften, Arbeit, Position, Gesundheit, Erfolg, Bedeutung, Nachhall, Würde, Ehre, Ruhm, Wettbewerb, Selbstverwirklichung, Figur, Ansehen, Fitness, Cleverness, Wellness. Stress.


Alles dazu da, dass wir uns auch ganz sicher verlieren. Wäre ich meine Seele, so, wie ich lebe, ich würde mir den Laufpass geben, die Jalousien runter lassen und auf einen anderen Gast warten.
Meine Seele aber ist nicht so. Sie ist was anderes in mir, das ich meist kaum kenne und von dem ich nur so viel ahne wie ein kleines Kind vom Weltraum. Aber meine Seele hat Zeit. Sie hat grad nichts besseres vor. Also wartet sie auf mich. Und schickt mir Nachrichten. Wäre sie auch nur ein kleinstes Bisschen so selbstverliebt wie ich, ihr wäre jede Zeit mit mir zu schade. Aber sie bleibt. Verliert kein kleinstes Bisschen ihrer Ruhe. Leidet nicht einmal. Wundert sich nur. Und hält mir die Tür offen, den Strand weit, die Aussicht strahlend. Wenn ich zu ihr finde, verliert sie auch keine Zeit mit Fragen, wo ich war. Sie legt mir einfach dar, was mich wirklich beschäftigt, um dann nicht danach zu bohren. Wir setzen ein Schiffchen aufs Wasser und lassen es davon treiben. Irgendwann will ich ihm nicht einmal mehr nachsehen. Das Wasser, das vorbei fliesst, zieht keinen Gedanken von mir mehr an und es wird ganz still in mir, während ich meinen Blick auf eine Fleck im Wasser richte, bis er zu fliessen aufhört und Sonnenlicht in ihm glitzert. Das Stück Ewigkeit in ihm, das keine Zeit kennt, ist auch in mir.