Mein Schreiben. Täglich.

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Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Schwellenländer wollen wohl nicht alle Schwellen einebnen

∞  11 Februar 2014, 09:05

Winterolympiade in Russland. Wie immer in diesen global medial sezierenden Zeiten gibt es viel Kritik, und die Bilder, die wir sehen, scheinen ja auch zu stimmen. Vieles ist arg. Aber wer sind wir eigentlich, dass wir kritisieren, wenn andere das tun, was wir schon lange getan haben?

Ich geniesse die kleinen Einblicke in die russische Seele, die kurzen Interviews mit russischen Supportern, Zuschauern, Gastgebern. Olympiade ist eine Chance, Menschen und Mentalitäten kennen zu lernen, tatsächlich zusammen zu rücken, in einem Frieden stiftenden Sinn. Sport als Ventil, als Ausdruck eines spielerischen Miteinanders, das Brücken schafft – Olympia hat sich davon noch immer eine Menge bewahrt, man muss dazu nur die Athleten fragen. Oder Besucher. Oder Gastgeber.

Was aber offensichtlich ist: Viele, wirklich viele Russen sprechen kaum englisch. Mir fiel das schon vor Jahren in Moskau bei einer Reise auf. Und ich denke an die Schnelligkeit, mit der in China englisch sich ausbreitete. Da hat Russland einen Spagat zu leisten, zwischen Nationalstolz und globalem Wirtschaftsanspruch. Und dann denke ich an Indien. Durch seine Geschichte ein Land, in dem englisch an vielen Orten noch immer mindestens zweite Verwaltungssprache war und ist, im Austausch zwischen den Landesteilen sogar oft die einzig mögliche – und mir bleibt das Gefühl, dass hier im Wettbewerb mit anderen Schwellenländern eine Chance verpasst wurde. So es die Inder denn überhaupt als Chance sehen, sich komplett anzugleichen. Die Widerstände gegen die Dominanz westlicher Konsumgüter oder Handelsfirmen kochen immer wieder hoch. Und nun die Frage: Zum schlussendlichen Nachteil der Inder – oder etwa doch nicht? Ist diese Frage nur wirtschaftlich zu beantworten? Auch die Russen haben darauf vielleicht einfach andere Antworten, als sie uns zupass kommen – oder vertraut sind.