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Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Schweiz, ganz kämpferisch

∞  12 August 2011, 21:04

Schweizer Politik, Medien und Notenbank finden zu einem Schulterschluss. Koste es, was es wolle.


Wir haben in der Krisenvielfalt weltweit wohl generell alle ein Problem gemeinsam: Es gibt nicht nur eine Kakophonie der Meinungen – es gibt wohl auch keine eine alleinige Antwort, Wahrheit oder Lösung. So sehr kann man gar nicht Experte sein, um dem zu widersprechen. Persönlich würde ich es eh begrüssen, wenn Experten nur noch zu der einen Frage befragt würden:

Wie schafft “man” es, dass alle Beteiligten, also wir, erkennen können und wollen: Es muss schlicht und einfach gespart und damit verzichtet werden. Ob auf Einzelnes oder generell im Mass bei Allem – das gibt dann nochmals heitere Diskussionen.

Einen grossen, sehr grossen Anteil an der aktuellen Verunsicherung dürfte die Tatsache haben, dass alle beteiligten “Persönlichkeiten” der Führung auf den verschiedensten Ebenen ein dringendes Mitteilungsbedürfnis zu haben scheinen, so dass wir es sofort erfahren, wenn einer dieser Herren ganz fest vor hat, einen anderen Herrn oder eine Dame anzurufen. Und wir saugen sie auf, diese Meldungen, und “der Markt” natürlich auch.

Da ist ein ganz aktueller Blick in die Schweiz vielleicht allgemein ganz interessant:

Die kleine Schweiz steht vor dem massiven Problem, dass der Schweizer Franken jenseits realer Kaufkraftverhältnisse vor allem gegenüber dem EURO massiv überbewertet und wieder einmal zur beinharten Fluchtwährung geworden ist. Nun versucht die Nationalbank mit gezielten Interventionen sich gegen die Flut zu stemmen – und die Politik findet sich in einem Schulterschluss. Plötzlich sind frühere Interventionen der Nationalbank und ihres Chefs Hildebrand kein Thema mehr, dabei hat man eben noch darauf herum gekaut wie ein Hund auf einem superfetten Knochen.

Die Politik denkt bewusst laut über eine Kopplung des Schweizer Frankens an den Euro nach, und die Presse rapportiert dies auch brav. Es ist der Reflex des Schulterschlusses eingetreten, angesichts einer externen Bedrohung, die persönliche Kapriziosen im Gulli versickern lässt.
Es scheint tatsächlich so, dass dies einen Effekt hat, zumindest aktuell:
Den Spekulanten wird der Gedanke “was ist wenn die tatsächlich…” hinter die Hirn gebrannt, die Politik demonstriert Entschlossenheit, und Hildebrand? Sagt gar nichts. Er bekommt die Unterstützung, die er für ein kühles Handeln im Stillen braucht, ohne dass unnötig dazwischen geredet wird.

Wir fühlen uns ein bisschen besser, weil wir den Eindruck vermittelt kriegen, dass alle notwendigen Stellen zu einer gemeinsamen Strategie gefunden haben. Aktuell hat sich der Schweizer Franken von einer Beinahe-Parität zum Euro wieder auf etwas über 1.10 abgeschwächt. Der Weg ist noch lang, und er kann sehr teuer werden. Aber endlich besteht kein Zweifel mehr darüber, dass alle beteiligten Stellen hinter diesem Weg stehen. Und nur so geht es.