Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Schreiben. So richtig schön langsam. Und konzentriert.

∞  2 Februar 2011, 18:58

Das gute alte schnelle und doch gemütliche Mail – Ein Lobgesang auf alles, was uns kommunizieren lässt, als würden wir Briefe schreiben.



Eigentlich, ja eigentlich wollten wir heute Nachmittag den Papierbergen auf dem Schreibtisch zu Leibe rücken, aber es ist beim Vorsatz geblieben. Die Sonne hat uns aus dem Haus gelockt mit blauem Himmel, und aus dem Haus getrieben auch: Streiflicht ist grausam und zeigt einem, wie hartnäckig und unausrottbar Staub auf Möbeln, Fenstern und am Boden ist…
Also sind wir gelaufen und dabei ins Reden gekommen. Das geschieht beim Spazieren immer ein bisschen anders als sonst, als ob wir an der frischen Luft mit hellerem Verstand und kühler Stirn näher zusammenrücken würden.
Wir haben uns wieder einmal über die verschiedenen Formen des Multitaskings unterhalten, diese schier unbeschränkten Möglichkeiten des Internets, sich zu vernetzen und auf den verschiedensten Wegen zu unerschöpflichen Informationsquellen zu gelangen. Das Internet ist uns eine vertraute Umgebung geworden und bestimmt auch einen Teil unserer Arbeit. In Verbindung mit den Möglichkeiten des Computers fördert es allerdings in der schieren Vielfalt auch immer wieder die Verzettelung. Das Internet bietet sprunghaften Geistern ohne Unterlass die Möglichkeit, dem eben gefassten Gedanken noch einen nächsten anzufügen. Und viele Internet-Auftritte sind genau darauf ausgerichtet: Den nächsten Click zu provozieren.
Wenn ich aber prüfe, wo mir das Internet bisher am meisten Bereicherung geschenkt hat, dann komme ich sehr schnell auf die Menschen, die ich dabei kennen lernte. Und wie, bitte, pflege ich den Kontakt mit diesen Menschen? Hauptsächlich durch das gute alte e-mail. Denn so lange ich dabei bin, dies zu schreiben, mache ich das ähnlich, wie ich früher einen Brief geschrieben habe.
Ich weiss, dass ich mit dieser Einstellung schon offenbare, dass ich von vorgestern bin. Tja, Leute, dann mal gerne! Denn übers Internet und das gute alte Mail habe ich einige Kontakte geschenkt bekommen, die sich über Jahre, teilweise über viele Jahre gehalten haben. Jaaah, wir schreiben uns. In ganzen Sätzen. Aus Lust und Laune. Ohne jede Freundesliste. Vor Jahren war das so, und in Jahren wird das noch so sein. Glaube ich auf jeden Fall.
Denn bezüglich Tempo ist das Mail schnell genug. Es ist so schnell beim Empfänger wie ein SMS oder eine PN eines Social Networks. Und doch ist es, glücklicherweise, viel langsamer. Einem Mail wird ein Stück weit die Bereitschaft mitgesandt, auf eine Antwort warten zu können – oder man kommt gar an den Punkt, an dem man gar keine Antworten mehr braucht, um zu wissen, der Inhalt ist angekommen. Und diese gute alte Mail hat einen weiteren unschätzbaren Vorteil:
Es ist, einmal empfangen, ein gaaaanz langsames Medium. Herrlich. Denn wenn ich Mails lese, lockt mich nichts weg. Es liegt nur an mir, ob ich das Mail tatsächlich so lesen kann wie einen Brief. Wenn ich es aber hinkriege, dieses ruhige Lesen, dann trage ich schon bei zu Verbundenheit und Verständigung. Weil ich die Zwischentöne, die wir immer mitsenden, viel leichter aufnehmen kann.
Gibt es etwas Schöneres, als Worte zu empfangen, die für einen selbst gefunden wurden – im Bemühen, sich verständlich zu machen oder mich zu verstehen?
Das Mail ist eine prächtige Einrichtung. Ehrlich. Wir müssen sie nur nutzen.