Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Schluss mit Bio aus dem Hofladen

∞  14 Juli 2010, 18:53

Wirklich Bio ist für mich nur der Einkauf auf dem Bauernhof. Die Eier von dem Huhn, das draussen gackert und in der Erde scharrt. Und wäre ich nicht Vegetarier, so würde beim Rindfleisch das Bewusstsein dazu gehören, dass es von einem Artgenossen jener Rinder stammt, die auf der Weide beim Hof grasen. So viel Realismus und “Produktnähe”, das ist Bio. Viele Bauern haben die Möglichkeiten, einen Hofladen zu betreiben, entdeckt und die Idee umgesetzt. “Mein” Hofladen allerdings wird bald Geschichte sein. An der Tür prangt ein Schild:

Ende Juli ist Schluss.

Grund: Es lohnt nicht. Der Bauer gibt auf. Zuviele Hofgänger haben eine genaue Vorstellung davon, welches Fleisch sie kaufen wollen, aber auf dem Weg vom Kühlregal zum Kässeli beim Eingang haben sie vergessen, was es kostet. Oder ob überhaupt. Sprich: Die biobewussten Konsumenten klauen wie die Raben. Der Bauer hat zwar vor längerer Zeit schon Videokameras installiert und auch darauf hingewiesen. Genutzt hat es offenbar nichts. Und es wird genug schlaue geben, die zwar bezahlen, aber einfach “so ungefähr”. Nur so zum Beispiel. Also wird es zukünftig nur noch Fleisch auf Bestellung geben, aber keine Eier, keine Kartoffeln, kein Gemüse und keine Früchte mehr. Und nichts in Selbstbedienung.

Ich frage mich echt, wie sehr sich diese Helden in ihrer Nachbarschaft als Biokonsumenten rühmen mögen. Zu dem Bewusstsein, dessen sie sich brüsten, würde nämlich sehr stark die Überzeugung gehören, dass biologisch gewonnene und gepflegte Nahrungsmittel ihren Wert haben – und also auch einen Preis. Wahrscheinlich stopfen sich säumige Bio-Produkte-Zahler daneben mit Pommes und Hamburgern voll – wenn schon nicht leicht zu klauen, dann muss es eben doch billig sein…