Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Ringelnatz - Dichter oder Reimer, so genau weiss es keiner.

∞  14 Oktober 2013, 21:31

An den Mann im Spiegel

Du bist ein krummer, dummer Hund!
Und hast es doch so gut gehabt,
Bist gar nicht reich und bist gesund,
Auch grösstenteils nicht unbegabt.

Du altes Schwein im Trüffelbeet,
Weisst du auch stets, wie gut’s dir geht?

Du, spring nicht über Schranken,
Die höher, als du selbst bist, sind.
Vergiss nie, täglich wie ein Kind
für alles tief zu danken.


Joachim Ringelnatz

Ich griff in letzter Zeit mehrmals nach ihm. In heimischen Regalen und in Kaufhausbibliotheken. Der Mann erzählt sein Leben in Reimen, hat keine Bange vor Trivialem und meist ist da in irgend jedem Gedicht für mich eine Zeilenfolge, die mich packt.

Reime sind irgendwie verschleiernd, eine unreife Verniedlichung, so scheint es uns modernen Orientierungslosen, denn das Leben ist ja doch nicht rund wie der Reim. Doch fände man die perfekte Form, und packte da all unseren Zerriss hinein, wie besonders könnte das klingen und sich gleichzeitig ins Bewusstsein graben?

Zum Gedicht vom Mann im Spiegel nur so viel an dieser Stelle noch von mir: Ich glaube, Ringelnatz beschreibt da, weshalb ich blogge. Schreibe. Wegen diesem Spiegel, vor dem ich immer wieder stehe, und der niemals blind werden soll.