Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Reisen bildet erstaunlich ungefährlich

∞  10 Januar 2013, 17:42


istockphoto.com/RoiLezard




Was den Print- und Onlinemedien wichtig genug erscheint, um darüber zu berichten, erschliesst sich der Vernunft des Durchschnittslesers bestimmt nicht immer. Das gilt für den Reisebus, der in Spanien von der Strasse abkommt wenigstens genau so wie für ein Zugunglück in der Schweiz. Das interessiert in Indien. Wirklich!?


Woher das wohl kommt? Zugsunglücke, auch wenn sie, wie heute in Neuhausen, glimpflich ausgehen, scheinen faszinierend zu sein und kaum je zu unbedeutend, um uns aufs Auge gedrückt zu werden. Was lässt uns so schauerlich empfinden, wenn irgendwo auf einer Reise ein Unglück geschieht? Was hindert uns daran, das tatsächliche Gefahrenpotential abwägen zu können und gelassen zu bleiben? Was ist mit der statistischen Auswertung, dass die Gefahr, auf dem Weg zur Arbeit zu stolpern und sich den Haxen zu brechen ungleich höher ist, als die Wahrscheinlichkeit, als Bahnpassagier in einen Unfall verwickelt zu werden?

Mobilität, die den Menschen in Bewegung hält, das unbestimmte Gefühl des Raums, fehlender Wurzeln vielleicht? Oder sitzt tief in uns drin noch immer die Urangst der Menschen vor der Zivilisation, wie damals, als die ersten Autos über Lehmstrassen rollten, oder die eisern stampfenden und wütend schnaubenden Ungetüme von Lokomotiven sich durch die Landschaft frästen…?

Auf jeden Fall findet Thinkabaouts Wife heute in der TOI, der Times Of India, online folgenden Artikel:

Two trains collide in Switzerland, at least 17 hurt

(Link via)

Das ist, irgendwie, schon fast wieder ausgleichend. Und wie fühlt sich das an, wenn wir bemerken, was anderswo auf der Welt über uns verbreitet, von uns gewusst, angenommen wird, und was unbekannt bleibt? Wie informiert sind wir tatsächlich unsererseits über “die Welt”, “das Geschehen”. Auf Grund welcher Informationen führen wir Diskussionen? Wir sind immer wieder vorlaut, weil wir uns Urteile bilden, ohne wirklich informiert zu sein. Und wir legen selbst über alles den Filter. Darum brauchen wir die eigene Erfahrung so sehr. Sie ist durch nichts zu ersetzen. Und dafür darf man, nicht zuletzt – reisen.