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Politker: Was wie war, muss klar sein dürfen

∞  19 Dezember 2011, 19:56

Zu Guttenberg will erst nicht und dann selbst abgeschrieben haben, Wulff hat den Privatkredit von Frau Geerkens bekommen und nicht vom Unternehmer selbst, und damit ist doch alles in Ordnung. Und wenn Rücktritte erfolgen, wie im Fall von Bruno Zuppiger, dann zum Wohl der Institutionen. Das Bedürfnis, edel zu erscheinen oder zu bleiben, ist gross – und wird genau deswegen wohl so deutlich verfehlt.


Für den Verbleib oder den Abschied von einem Amt sollte man für betroffene Politiker nach einem einheitlichen Bewertungskriterium suchen. Wie wäre es denn mit dem Ansatz, den offensichtlich demonstrierten persönlichen Umgang mit der eigenen Vergangenheit zum Massstab zu nehmen? Denn ganz gleich, ob man die Plagiats-Havarie des Herrn zu Guttenberg verfolgte oder nun beobachtet, wie Bundespräsident Wulff seine privaten Immobilienkredite, Upgrades auf Flügen und Ferien in Villen erklärt oder eben auch nicht, zeigt doch eines:

Fehler machen wir alle. Wir alle sind wohl schon mal, ob bewusst oder unbewusst vertragsbrüchig geworden oder haben zu einer Hilfe oder einer Vergünstigung gegriffen, bei der wir nicht ganz so genau hin schauten, wo sie denn nun herkam – und mit welchen Absichten. Wir haben Biographien, und die haben Brüche. Nur Politiker meinen, die ihre müsste makellos sein, obwohl gerade eine politische Karriere ohne Sukkurs aus wirtschaftlichen und anderen einflussreichen Kreisen kaum strahlend erfolgreich sein kann.

Mich persönlich stört nicht so sehr ein Fehltritt in der Biographie – mich stört, dass ich gar nicht dazu komme, das im Hinblick darauf zu beurteilen, ob diese Vergangenheit und ihre Folgen einen Politiker in der Gegenwart und seiner jetzigen Funktion korrumpieren. Nein, ich finde es entlarvend, dass diese Politiker mit ihrem Verhalten im Umgang mit diesen aufgedeckten “Brüchen “ diese Frage zu fürchten scheinen – und sie mit aktuellen Vertuschungsmanövern wegzaubern wollen – womit sie tatsächlich unglaubwürdig werden. Jetzt, im aktuellen persönlichen Umgang mit der eigenen Geschichte. Und das geht dann wirklich nicht.

Und wenn man dann zurücktreten muss, wie aktuell Bruno Zuppiger vom Amt des Gewerbeverbandspräsidenten, dann sollte man sich jede Floskel sparen.

Alle diese Persönlichkeiten haben ihre Qualitäten. Zu sehen, wie sie in der Öffentlichkeit demontiert werden und mit zu erleben, wie sie selbst dafür immer neue Angriffsflächen bieten, tut richtig weh. Es braucht tatsächlich ein sehr dickes Feld, jedem Bluthund jede Aussage über einen erlauben zu müssen, zumindest im Moment, aber die Spielregeln sind so, dass es nur die eine Strategie gibt: Die absolute und sofortige Klarheit – und die eindeutige Bereitschaft, die Konsequenzen zu tragen. Dabei auf keinerlei Einflüsterer (mehr) zu hören, ist ganz bestimmt auch nicht einfach…