Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Optik für den Berufsstolz

∞  10 Mai 2012, 17:04

Gestern habe ich vom Fabrikantenstolz geschrieben. Das möchte ich ausbauen, und ein wenig vom Berufsstolz ganz allgemein erzählen. Ich habe bei einem Geschäftstermin sehr interessante Ansichten zu hören bekommen, die sich auf die Stossrichtung einer Fabrik bezogen:

Man solle gar nicht erst versuchen, an einem Standort verschiedene Arten an Schwerpunkten in der Produktion einzuführen: Das geht nicht. Eine Näherin, die plötzlich Saumenden überstehen lassien und einen Faden nicht abschneiden soll, der vorsteht, soll nicht in einem Fall genau arbeiten und im andern nicht so genau: Es lassen sich nicht zwei Standards in ihr vereinen, und zwingt man jemanden über Gebühr zu Tempo statt Sorgfalt, so sinkt die Befriedigung in ALLEN Beschäftigungsbereichen. In einem anderen Werk kann es genau umgekehrt sein: Wer Tempo bolzt, wird nicht plötzlich zum Feintechniker, bzw. die Umstellungszeit wäre viel zu lange.

Und dann ist da “meine” Optikerin, die mich jedesmal, wenn ich in ihren Laden trete, mit viel Witz und Lebensfreude besucht. Nun ist es ja nicht so, dass ich gerade täglich da hingehe – ich gehöre viel eher zu jenen, die meinen, so ein kleines Problem mit dem Sehen lasse sich schon deichseln – und wenn ich dann sehe, dann sieht mich meine Optikerin lange nicht mehr. Und genau deswegen finde ich es bemerkenswert, dass ich diese Beobachtung Ihrer Lebensfreude eigentlich jedes Mal von neuem mache – auch im Abstand von Jahren.

Tatsache ist: Thinkabout braucht eine neue Brille. Und das ist ja eine richtige Wissenschaft geworden! Ich staune. Ich werde nach allen Regeln der Kunst vermessen und austariert, und dabei herrscht eine gelöste Atmosphäre mit sehr viel Witz und Charme und Schalk im Nacken – genau so, wie ich es liebe.

Ich sage zu ihr: Sie haben einen tollen und richtig anspruchsvollen Beruf. Und sie:
Ja. Und ich habe ihn keinen Moment bereut. Tatsächlich: Da macht jemand “seinen Job” wirklich zu seiner Arbeit und steckt viel Stolz, aber auch Lebensfreude mit hinein. Ich bin mir sehr sicher, dass dazu auch eine stete Weiterbildung gehört und eine nie aufhörende Neu-Gier auf Neues, auf weitere Informationen, noch tieferes Verständnis und der Mut, jedes individuelle Problem angehen zu wollen und zu können. Kein Auge ist wie das andere, und doch wollen alle das gleiche, das doch scheinbar so einfach ist: Die Sehhilfe, die den Durchblick schafft.

Ich finde, wir haben ein ganz tolles wirkliches Fachgeschäft im Dorf.