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Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Oprah und Lance - Helden und Medien

∞  20 Januar 2013, 09:00


istockphoto.com/travelif




Nachdem nun also beide Teile des Interviews von Lance Armstrong veröffentlicht worden sind, schön zurecht frisiert und temperiert, und gefühlte eine Million Artikel darüber veröffentlicht worden sind, werde auch ich darüber schreiben. Mehrmals. Und mich womöglich damit medial über die Medien mokieren und über die Rolle, die sie in solchen Geschichten spielen.

Zuerst dadurch, wie sie die Helden inszenieren, sich benutzen lassen und von diesen Helden zehren, indem sie die Geschichten erzählen, die auch entsprechend Quoten bringen, und dann, wie sie Teil der Enthüllungs-, Demaskierungs- und Sockelsturzgeschichten sind, so dass man sich die ganze Zeit fragen mag, wer denn hier mehr instrumentalisiert wird, der Protagonist oder das jeweilige Mediengefäss?

Tatsache ist, dass beide einander extrem brauchen, weil sie an einander Geld verdienen. Tatsache ist weiter, dass eine Berichterstattung über Doping der Kuh oben den Kopf abzuschlagen beginnt, während man sie unten noch melkt. Da ist es nur folgerichtig, dass das Kopfabschlagen in mehreren Etappen erfolgen sollte, mit jeweiligen mehrfachen Ankündigungen, Zwischenberichten und nur vorläufigen Schlussbetrachtungen. Wobei sich sehr schnell wohl alle Konsumenten der entsprechenden “News” klar werden dürften, ob mit der Schlachtung der einen Kuh der symbolmässigen Handlungen genug veranlasst wurden, oder ob man tatsächlich die ganze Herde…

Es ist in jedem Fall ziemlich einmalig, wie eine Talkmasterin wie Oprah Winfrey auf Grund ihrer “ Bedeutung” – woher die wirklich stammt, wollen wir uns nicht so genau vorexerzieren lassen – in den USA es schaffen kann, ein Interview mit dem vermeintlichen Saubermann und Supermann der Radsportszene voraufzeichnen zu lassen, dann in zwei Häppchen zu präsentieren und diesen schaurigen Ereignissen andeutungschwangere Einschätzungen voraus zu schicken, als wäre der Zuschauer auf diese Informationen angewiesen, um sich selbst ein Urteil bilden zu können.

Dass es genau diese Mechanismen sind, diese schamlose Art, von einer Strahlwirkung einer Symbolgestalt wirklich alles abzusaugen, was verwertbar erscheint, macht es jenen Helden dieser Welt, die wie Armstrong analytischen Verstand besitzen, die Mechanismen zu erkennen und für sich zu nutzen, so unheimlich schwer, nicht allmählich zu glauben, sie könnten diese Maschinerie tatsächlich kontrollieren. Dass sie aber früher oder später jeden abwirft – das ist die realste und wirklichste Botschaft solcher Geschichten. Und darum wird es im nächsten Artikel darum gehen dürfen, warum Lance Armstrong tatsächlich in einem Scherbenhaufen sitzt, den er zu allererst selbst zu verantworten hat.