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(Ohn)Macht

∞  23 August 2012, 12:12

Forbes hat es wieder veröffentlicht: Das Ranking der mächtigsten Frauen der Welt. Mit Angela Merkel auf Platz 1. Selten war das so relativ, bzw. die Aussen- und Innenwirkung dieser Tatsache (?) so gegenteilig zu beurteilen.

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Sie sind beliebt, diese Ranglisten und Charts. Wir leben im Zeitalter aller möglichen Rankings und messen ihnen DEN Wert bei – getreu unserem Credo der Leistungsgesellschaft, die für immer mehr Menschen mehr zum Mythos denn zur konkrteten Erfahrung taugt. Wobei man sich aussuchen kann, ob man sich um seinen Job oder dessen innere Veränderungen sorgen will, oder um sein Erspartes. Nur, was tun, was verändern, und wie?

Die Sorgen sind riesig rund um die Europäische Union und den Euro, der doch ihre Kitmasse ist, die immer mehr zur Knetmasse verkommt. Von den Entscheidungen der Frau Merkel bzw. vom Kurs von Deutschland sind tatsächlich sehr viele Menschen direkt betroffen. Das allein aber ist keine Macht, sondern allenfalls tatsächliche Kausalität, offensichtliche Folgewirkung eigener wirtschaftlicher Stärke. Aber wohl nicht mal Frau Merkel selbst vermag mit Sicherheit zu sagen, mit welcher Strategie das für Deutschland beste Ergebnis erzielt werden kann – und wie stark dieses davon abhängt, dass Europa in der bestehenden Konstellation erhalten und gefestigt wird. Angela Merkel muss Entscheidungen treffen, aber ihr Spielraum scheint lächerlich klein zu sein, und angesichts der offenen Fragen ist ihre Macht eine Ohnmacht: Was sie auch immer tut, es hat unabsehbare Konsequenzen.

Also wird sich die Ausübung der Macht womöglich auf den Erhalt dieser Macht konzentrieren und damit Wahltaktik die Entscheidungen bestimmen. Es ist dies die Kleinmütigkeit und das billige Gehabe eines jeden Gewählten, der nicht ohne seinen Job sein will – und der dessen Erhalt vielleicht Zuvieles unterordnet.

Ja, die Macht einer Frau Merkel oder eines Herrn Obama ist insofern riesig, als dass ihre Entscheidungen zur Erhaltung ihrer Positionen unser Leben sehr massgeblich mitbestimmen – aber sehr oft dürften sie als Entscheidungsträger selbst nur wirklich eine Option sehen – oder lange gar keine. Dafür muss man ein besonderer Mensch sein (wertfrei formuliert), ansonsten würde man angesichts der Verantwortung oder der realistisch gesehen mangelnden Übersicht kirre werden müssen.

An Angela Merkel können wir alle mitverfolgen, wie wenig wir in unseren Händen haben. Und eine Frage können wir auch noch stellen:

Wenn einer dieser mächtigen Leader der Welt, ob Mann oder Frau, käme, und uns nichts zu versprechen hätte als einen Weg voller Dornen, wenn er uns einschwören wollte auf Verzicht, langen Atem und Anstrengungen für ein grösseres Ganzes – würden wir ihm oder ihr folgen? Sähen wir unseren Vorteil nicht in einem für uns persönlich verlockend erscheinenden einfacheren Weg, und würden daher als Wähler dem Kleinmut anderer Politiker recht geben?

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Zum Thema:
Merkel bleibt die mächtigste Frau der Welt
via mycomfor.com
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