Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Ohne Berührungsängste

∞  27 April 2008, 08:00

Es ist viele Jahre her, aber die Geschichte kommt mir immer wieder in den Sinn, vor allem dann, wenn mich ausländische Bekannte auf das Zusammenleben verschiedener Sprach-Kulturen in der Schweiz ansprechen und uns dafür bewundern wollen.
Ich weise dann den positiven “Gwunder” (diese Form Neugier hinter der anerkennenden “Feststellung”) nicht zurück, muss aber schon darauf hinweisen, dass das Zusammenleben manchmal nicht ganz so reibungslos gelingen will. Und dafür führe ich dann schon mal diese alte Geschichte an, wie sie mir selbst erzählt wurde:

Auch in einer Stadt an der Sprachengrenze wollen die Bewohner über das lokale Leben unterrichtet sein, also gibt (gab?) es eine Lokalzeitung vor Ort.

Auf der Redaktion führten Türen entlang eines langen Korridors links und rechts in die Büros. Für Lokales, Politik, Kultur etc. Links lagen die Büros der deutschschweizer Redaktoren, rechts jene der Welschen. Keine der Redaktions-Zwillinge pflegten wirklich einen Austausch unter einander. Nur in einem Segment war das anders:

Im Sport.

Lapidare Begründung des Erzählers: 8m02 im Weitsprung sind immer 8m02. Französisch oder deutsch gemessen.

Wahrscheinlich ist dies der Grund, dass ich erst einmal wieder über Sport geschrieben habe. Er ist so nebensächlich, dass alle sich zu diesem Thema frei beteiligen können, und so hauptsächlich, dass er jeden begeistern, ablenken, erfreuen kann.

Und der Ausgangspunkt ist sachlich immer der gleiche: Es gibt ein paar Dinge mehr als in der Politik oder wo auch immer, die feststehen. Die Ausgangsposition für eine Diskussion ist klar gegeben. Und das Resultat steht fest. Dafür kann um so leidenschaftlicher über das Warum diskutiert werden oder im voraus über die Prognosen. Jeder kann sich als Wahrsager versuchen.

Sport beinhaltet etwas anderes, was mich immer wieder auch über ihn schreiben lassen wird: Er ist Spiegelbild, Katalysator, Parabel-Lieferant für gesellschaftliche und menschliche Phänomene. In einer kurzen Sportlerkarriere bilden sich Muster für erfolgreiches Wirken, dessen Ursprünge und Gründe und den Umgang damit ab. Es ist immer wieder spannend, sich damit zu beschäftigen. Und in unserer Art, mit nationalen Sportgrössen, Erfolgen und Misserfolgen als Publikum oder Einzelpersonen umzugehen, offenbaren wir eine ganze Menge unseres Selbstverständnisses.

Und dabei ist das alles auch noch über weite Strecken einfach… entspannend, nicht wahr?

[Bild: Röschti-Brücke bei Fribourg, Düdingen, gefunden bei Stadtwanderer.net ]