Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Ob die Freude noch kommt?

∞  3 Juni 2010, 21:28

Im Schweizer Fernsehen kann man es ständig lesen: Im zweiten Programm steht es unter dem Senderlogo, jederzeit kontrollierbar: Noch XX Tage bis zur Fussball-WM…
Als Fussballenthusiast müsste ich bereits leichtes Fieber haben. Aber ich habe mich schon ausgelassener auf diesen Monat im Ausnahmezustand gefreut. Dazu tragen sicher viele persönliche Komponenten bei, die nichts mit dem Anlass an sich zu tun haben. Aber es kommt mir schon so vor, wie wenn es noch kaum je eine Fussball-WM gegeben hat, die im Vorfeld so Viele so kalt gelassen hat. Kaum je wird darüber diskutiert im Freundeskreis. Die Medien rühren ihre Trommeln, aber irgendwie tröten diese Plastiktrompeten schon im Off der Vorbereitungstage vor allem eines in die Welt:

Afrika ist anders. Afrika ist schwarz. Afrika ist fremd.

Ich bin zwar einigermassen sicher: Wenn sie beginnt, die WM, wenn der Charme der einheimischen Fans das Oval rund um das Eröffnungsspiel bevölkert, ausfüllt, wenn die Farben überquellen und die schiere Ausgelassenheit aus den Bildschirmen springt, wenn lachende Augen Lebensfreude beweisen, wird der Fussball wieder ein Stück Magie herbei zaubern, als DER Sport, der weltumspannend Menschen im Glück des unbeschwerten Augenblicks zusammen bringen kann. Die Welt hat ein Thema. Dass es Fussball ist, mag ihr nicht unbedingt zum Ruhm gereichen, aber immerhin ist sie sich auch nicht zu fein dazu.
Trotzdem oder gerade deswegen: Kann das gut gehen: Afrika? Es wäre so wichtig, wenn in gut fünf Wochen (nun fange ich auch noch mit dem Zählen an) hier geschrieben werden “müsste”: Kaum hat die Show begonnen, bin ich nicht mehr vom Bildschirm los gekommen. Es war eine Party – und ein Erlebnis. Ein Stück Identifikation für Afrika. Unter den Afrikanern und in der Welt.

Afrika ist der meist ausgebeutete Kontinent der Welt. Und die Ausbeuter haben alle Hautfarben. Nirgends scheint fremde gut gemeinte Hilfe schlechter zu funktionieren – und die Förderung einheimischer Kräfte schneller zu versanden.

Und nirgends empfindet es der “fremde” Mensch, wenn er auf einer Scholle Erde steht und Teil dieser so einmaligen Landschaft wird, so leicht und so tief:
Ein Teil “davon” zu sein. Nicht einer Gesellschaft. Nicht einer Zivilisation. Nicht einer Firma. Nicht einer Familie. Sondern ein Teil der Erde. Der Schöpfung.