Noch so eine App
Vorsicht, ich bin eher ein Smartphone-Newbie, und darum vielleicht nicht genügend in die Tiefe der absolut unverzichtbaren Errungenschaften der Apps vorgedrungen. Andererseits wird ein Teil der Leser dazu wohl denken: Himmel, es besteht noch Hoffnung für ihn… Danach wäre bei diesem Zeitgenossen dieser positive Ausblick nicht mehr möglich:
Ich höre von einem deutschen Bekannten, der – welcher deutsche Mann gehört eigentlich nicht zu der Fraktion? – ein begeisteter Grillmeister ist. Und dieser Chef de Rôtisseur hat sich nun eine neue App fürs Smartphone zugelegt (Apps kauft man sich ja nicht, man gönnt sie sich oder legt sie sich zu). Es handelt sich um eine Grill-App. Die teilt ihm nun haargenau mit, wann er die Hitze zurück stellen und den Fleischbrocken wenden muss. Wahrscheinlich ist das Fleischthermometer direkt über WLAN mit der App verbunden und kontrolliert den Prozess laufend. Ob er für einen perfekten Ablauf zuvor mehr als Gewicht, Fettgehalt und womöglich via Barcode-Scannings-App den vermuteten Östrogen-Gehalt des Fleisches bestimmen und in der App eingeben muss, weiss ich nicht. Auf jeden Fall ist der Mann vollkommen begeistert, hat er nun doch – während das Fleisch kontrolliert garantiert perfektioniert bruzzelt – Zeit, um noch ein wenig auf seinem Tablet im Netz zu surfen (O-Ton).
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Dass dem Mann auf diesem Wege das Stück Fleisch genau so gelingt, wie jedem andern auch, der sich diese App ebenfalls gegönnt hat, kommt ihm nicht in den Sinn. Männer sind in ihrer Begeisterung für technische Spielereien irgendwie ungebändigt und sie hinterfragen nicht, dass sie dabei alles Wissen und jede Intuition, die sie sich womöglich als Grillierer zuvor zugelegt haben, für einen seelenlosen, aber die absolute Kontrolle über das Ergebnis versprechenden Ablauf preisgeben. Sie vertrauen lieber der Technik als Ihrer Erfahrung. Das Perfekte ist das Kontrollier- und Messbare, das reproduziert werden kann.
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