Nieten allenthalben?
Schlagzeile der Weltwoche vom 3. Juni 2010, Titelblatt:
Sorry, fetter oder dicker mag ich so was nicht rapportieren. Ich finde es nämlich, in der Tendenz, eine Katastrophe.
Die Schlagzeile münzt auf den Schweizer Bundesrat, und nach den Herren Journalisten Urs Paul Engeler und Markus Somm brauchen wir keine neuen Gesetze, sondern “richtige Bundesräte”.
Ich wäre schon mal mit richtig guten Journalisten zufrieden. Was hier stattfindet, ist eine Verluderung der Politik über die scheinbar kritische 4. Macht im Staat:
Journalistische Kritik sollte stets die Demut besitzen, daran zu denken, dass man in aller Regel aus der Warte des “das hätten wir Euch gleich sagen können” arbeitet. Da ist es einiges leichter, “es” besser zu wissen.
Jetzt bestreitet wohl niemand, dass der Schweizer Bundesrat in diesen Monaten ein ziemlich zerstrittenes und unkompetentes Bild abgibt. Wie weit er dabei aber schlicht die fast zwangsläufige Überforderung in der Regierungs-Situation nicht zu kaschieren vermag, müsste erst eingehender ergründet werden – und werden wir wohl nie wissen.
Ich bin persönlich ziemlich schockiert über das, was die politische Führung des Landes nach aussen hin als Bild von sich abliefert. Ich kann aber auch nicht erkennen, wo denn im Parlament die helleren Köpfe sitzen würden. Nur so zum Beispiel. Die Art Schlagzeile, die hier aber angewendet wird, schadet mehr als sie nützt. Sie polemisiert, während sie im Untertitel vorgibt, in der Sache argumentieren zu können. Diese Art Journalismus ist verheerend und trägt nichts, aber rein gar nichts zu Problemlösungen bei – und verleitet die politische Führung im Gegenteil, auf Aussendarstellungen noch mehr zu verzichten – im Bewusstsein, eh in die Pfanne gehauen zu werden. Und zwar mit Buchstaben, die fett auf die Person zielen. Da bleiben am Schluss nur fettige Hände übrig – die nirgends mehr abgewischt werden können, weil die Servietten fehlen…
Blogoscoop
