Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Nicht immer tut alles gut, was ich gerne mache

∞  8 März 2010, 13:04

Die Professorin Miriam Meckel, von deren Blog auch schon Artikel in der Blogbibliothek erschienen sind, hat ein Buch geschrieben:

Miriam Meckel: Brief an mein Leben. Erfahrungen mit einem Burnout. Rowohlt Verlag, Hamburg 2010, 224. S.


In einem Interview mit dem Tages Anzeiger erzählt sie von ihrem von Körper und Geist erzwungenen Marschhalt. Es wird dabei eindrücklich deutlich, dass sie sich selbst bewusst ist, dass die Gründe, welche dazu geführt haben, nicht einfach verschwinden, sondern dass es weiterhin darum geht, den allgemein vorhandenen Ansprüchen und Impulsen, welche wir in unserem Alltag verspüren, mit Strategien zu begegnen, die uns helfen, uns nicht im endlosen Strom von Kommunikations- und Betätigungsanreizen zu verlieren und dem, was “Erfolg” meint, gelassener entgegen zu treten.
Das mögen ein paar Zitate illustrieren:

Mein Buch erinnert mich daran, zugunsten meiner Gesundheit zwischendurch auch auf Dinge zu verzichten, die ich gerne mache.
[…]
Bei diesem kommunikativen Stubenarrest, den sogenannten Inaktivitätstagen, blieb ich ein ganzes Wochenende auf meinem Zimmer. Keine Gespräche und keine Bücher, keine Musik, kein TV, kein SMS und keine E-Mail. Ich habe am Fenster gesessen und rausgeschaut. Dann beginnt das Denken und Fühlen.
[…]
Klar ist es verlockend, zwischendurch einen Beitrag auf Facebook zu posten oder eine E-Mail zu schreiben. Da wartet ja eine Instant-Gratifikation, jemand reagiert vielleicht.
[…]
Meine To-do-Listen entstanden vor dem Burnout oft aus einer Unruhe, aus dem ständigen Gefühl, dass es noch tausend andere Dinge gibt, die ich machen müsste.
[…]
Menschen sollen nicht bloss funktionieren. Sie sollen leben. Perfektion und Erfolgsstreben sind oft nichts anders als die Erfüllung selbst- und von aussen auferlegter Zwänge…



Diese Auszüge liefern Stoff für viele Selbstreflexionen, und ich bin sicher, dass das nicht nur mir so geht. Ich könnte jetzt los ziehen in meinem Kopf und schon halb am Schreiben sein, für den nächsten Blog-Artikel. Ich lasse es jetzt mal bleiben. Ich mag irgendwie nicht. Zu faul? Vielleicht. Vielleicht auch nur etwas müde. Und dem inneren “ich muss” zu widersprechen – das legt ja gerade dieser Artikel nahe, oder?
Eines sei hier noch gestanden: Ich bekomme in diesen Tagen wenig Mails. Eigentlich sind es extrem wenige. Es hat mich doch tatsächlich irgendwie unterschwellig zu beschäftigen begonnen. Damit darf wohl getrost Schluss sein. Aber, geschätzte Frau Professor Miriam Meckel, ich kann Sie gut verstehen. Das können Sie mir glauben.