Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Nicht immer authentisch und transparent?

∞  14 April 2008, 23:35

Noch einmal muss ich ein wenig selbstreferentiell schreiben. Noch einmal geht es um Blogger-Phänomene, und ich bitte Sie um Entschuldigung dafür. Aber es treibt mich eine ganze Menge um im Moment, und dieses Blog ist auch der Ort ernsthafter Selbstgespräche und innerer Überprüfung für mich.

Manchmal kommt es mir vor, als würde mit dem Bloggen ein mühsamer Prozess neu gestartet werden: Es ist, als müsste man, jeder für sich, Grundwerte wie Authentizität (die Autorität des Bloggers) und Transparenz (die Glaubwürdigkeit des Bloggers) wie neu erfinden.

Interessant und vielfältig wird das dann, wenn man für ein Projekt oder auch „nur“ für Gastbeiträge auf einem anderen Blog erscheint. Im einfachsten Fall löst sich das mit einem Link. Nicht immer aber ist das opportun oder ganz ehrlich (jeder Link „zur Unzeit“ lenkt ab, und davon gibt es viele). Ehrlich? Ja, schon hier darf das Wort gebraucht werden. Schreibe ich als Gast, weil ich die Leute vom Portal weg locken will, oder schreibe ich (auch) für den Gastgeber. Stelle ich mich vor – oder mein Blog?

Ich bekomme ja neue Leser, in diesem Moment, und es dürfte und müsste doch reichen, wenn ich mit einem möglichst unterhaltenden, schlicht guten Text auf mich aufmerksam mache und vor Ort, im Haus des Gastes, unterhalte. Wer will, wird Thinkabout dann schon finden.

Auch im Umgang mit dem Gastgeber bin ich Gast und sollte mich an die örtlichen Regeln halten. Wenn diese nicht klar definiert werden, wird es aber schwierig.

Kompliziert? Unnötig? Stellen Sie sich vor, Sie bekommen Kommentare auf ihren Gast-Text oder kommentieren dort Texte anderer. Sie werden merken, dass es ganz verschiedene Arten gibt, mit Kommentaren umzugehen. Bei solchen Besuchen kann man auch eine ganze Menge lernen und auch überprüfen, wie weit vorn denn zur Zeit das eigene Ego sitzt. Und auch die Kultur, das Verhalten und die Anspruchshaltung unter den Kommentierenden ist unterschiedlich. Sie bilden eine Art mehr oder weniger sanft gelenkte Community, nur schon durch Stil und Inhalt, Gewichtung und Prägnanz des Bloggers.

Kontaktpflege – ein schwieriges Wort im Netz – und doch ein Wichtiges. Leider haben es gerade wir Blogger hier sehr schwierig, weil einfach oft die Zeit fehlt. Dennoch können wir versuchen, immer mit Respekt mit unseren Lesern umzugehen. Nichts ist unerträglicher, als wenn wir befürchten müssen, der Geist des Textes würde eine Welt vorgaukeln, die nicht gelebt wird…
Die Leser, die eine gewisse Bindung zu einem Blog und damit zum Blogger dahinter aufbauen, wollen die Person fühlen und reagieren empfindlich, wenn plötzlich auch nur leise Richtungswechsel stattfinden. Das ist das grosse Problem von Blogs wie diesem. Die Themenvielfalt ist so gross, dass es zwangsläufig zu Verschiebungen kommen kann, die auch mir oft erst bewusst werden, wenn ich auf den letzten Packen Beiträge zurück schaue.

Mich dafür entschuldigen will ich nicht. Mich erklären schon:
Ich will nicht beliebig werden. Aber ich muss mir auch den Egoismus gönnen, von dem zu schreiben, was mich momentan umtreibt. Und das ist und war nun eben häufiger Politik. Oder es waren Dinge, die für mich momentan nicht zu beschreiben waren.

Ich gehöre auch nicht zu den Bloggern, die ihr Blog ohne Ambitionen betreiben – aber auch nicht zu jenen, die das Blog als solches puschen und verbiegen wollen. So gesehen besteht also Hoffnung, dass man sich hier auf Dauer auskennt und wiederfindet, was man sucht, wenn man wieder vorbei schaut. Ich gebe keine Garantie, dass ich mich nicht verändere. Aber ich verspreche, dass ich authentisch und berechenbar bleiben will. Aktuell erlebe ich gerade, dass dies nicht bedeuten muss, dass ich auch verstanden werde. Aber mir hilft es, zu verstehen, was das für mich wirklich Wichtige ist:

Schreiben.

Und das dann zu Lesende als einen Teil von mir frei zu geben. Und dann darf es fast jedes Thema sein.

Bild: itstoolong.com, Tim Williams ¦ via