Mein Schreiben. Täglich.

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Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Netz, Bewegung und Begegnung

∞  5 Oktober 2011, 19:15

Das Netz, liebe Mit-Piraten hat weder Kausalität noch Logik verändert. Es hat unsere sozialen Wahrnehmungen verändert.
Tweet von Schwarzbart


… und damit unser Verständnis für Begegnung. “Das Netz” vermag zu mobilisieren – wobei man sich oft fragt, WAS starkt genug ist, Massen hinter sich zu scharen. Aber politische Beispiele aus dem arabischen Frühling oder den Berliner Wahlen zeigen es deutlich: Übers Netz lassen sich Menschen aus der Apathie holen. Das sind reale Beispiele, in denen aus dem abstrakten Internet ein Ort und Instument wird, mit dem Menschen zu erreichen sind – was ihr ganz konkretes reales Verhalten betrifft.

Wer weiss: Vielleicht sind die Zeiten gar nicht mehr so fern, in denen mich kein ungutes Gefühl gegenüber meiner virtuellen Welt mehr beschleicht, wenn ich auf Reisen erkenne, wie weit weg an diesen Orten Router, Bits und Flatrate sind. Nein: Das Internet wird sich im Bewusstsein der Menschen festsetzen – und verlangt werden. Menschen werden Internet für so wichtig erachten, wie heute das Fernsehen es in extremer Breite schon ist. Das Gefälle zwischen Menschen mit Zugang zu modernen Kommunikationsmitteln und solchen, welche noch nicht mal Telefon haben, wird wohl zunehmen. Aber am Ende der Kette werden wohl immer weniger Menschen stehen bleiben müssen.

Gibt es den nur schon rein technisch und funktional freien Meinungsaustausch? Wird es ihn jemals geben? Oder bezahlen wir nicht längst stille Hochpreise dafür, indem wir als Konsumenten gläsern werden – und vielleicht alsbald auch als politische Gegner?

Wenn der Mensch allerdings als Gruppe, im Team, als Gemeinschaft, stark ist, dann wird dagegen dank Internet auch in Zukunft in vielen geschichtsträchtigen Situationen nicht anzukommen sein. Von keinem Assad der Welt. Ist dann mal eine solche Bewegung entstanden, beginnt die Herausforderung offline erst richtig. Wir werden niemals nur im Netz leben – und dies hoffentlich auch nicht wollen.

Das Internet wird immer zwei Optionen bieten: Ich kann alles an mir vorbei ziehen lassen – oder ich lasse zu, dass “es” mich erreicht. Das Anliegen, die Sache, die Bewegung, die Idee, das Recht, das mich packt und dem ich zu mehr Beachtung verhelfen will. Es ist gut, gibt es diese Kisten. Wir müssen nur richtig damit umgehen können.

Dass wir damit, mit jedem sendenden Viereck ziemlich überfordert sind, wenn es darum geht, Nützliches von Sinnlosem zu unterscheiden – das ist immer noch unser eigenes privates Problem. Und das soll es, bitteschön, auch bleiben.