Mein Schreiben. Täglich.

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Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Nett, haben wir es versucht, Herr und Frau Doktor

∞  10 Mai 2008, 00:28

Unser Gesundheitssystem – Ein Frontbericht vom gescheiterten Versuch einer Vorsorge.

Eine kleine, mir zugetragene Geschichte.

Hautveränderungen soll man genau beobachten. Sicher waren auch Ihre Leibblätter oder Zeitschriften schon voll mit diesen gescheiten und fürsorglichen Artikeln, in denen die Vorsorge und die Sichtkontrolle bei Veränderungen der Haut gross geschrieben werden. Einem Hautkrebs kann nicht schnell genug begegnet werden, gerade weil er ja gut heilbar ist und die Früherkennung die Chancen nochmals maximal erhöht. Also keine grössere Sache, aber den Flecken im Gesicht möchte man da halt schon zur Sicherheit einem fachlichen Auge zeigen.

Also geht man im Dorf zum Arzt, den man noch nie benötigt hat, aber jetzt hätte man eben gerne einen Termin. Doch leider geht das nicht. Der Hausarzt nimmt keine neuen Patienten mehr an. Er ist ausgebucht. Voll. Das grosszügige Entrée seiner Praxis lässt den Schluss nahe, dass er es auch nicht allzu nötig hat, neuen Umsatz zu bolzen. Immerhin kriegt mein Bekannter die Adresse einer Arztkollegin, die auch im Dorf praktiziert. Nur nimmt dort leider keine® den Hörer ab. Wie er dann erfährt, ist die Dame offensichtlich in Urlaub, aber in drei Wochen wieder da. So lange will er dann doch nicht warten: Jetzt wo er sich endlich aufgerappelt und zum Handeln entschieden hat, stört ihn der Fleck am Morgen im Spiegel allmählich. Wenn er sich auch noch nicht so sehr Sorgen um seine Gesundheit macht, so könnte sie durch den wachsenden Ärger über das Gesundheitssystem doch tieferen Schaden nehmen. Also ruft er im nächsten Krankenhaus an, und fragt, ob man in der Notfallabteilung vielleicht einen Dermatalogen beschäftigen würde? Nein, da hätte er leider Pech, aber sie hätten da eine Konsularärztin. Ob er die Nummer wolle? Das gibt ihm dann wenigstens die Gelegenheit, die nette Hilfe des Krankenhauses darüber aufzuklären, dass die besagte Konsularärztin in den Ferien weile. Er schenkt der Bürokraft auch noch den Gratistipp à Konto Konsular-Ärztin, dass es Telefonbeantworter schon für unglaublich wenig Geld gäbe, so im Gegenwert von fünf Gesprächsminuten einer Konsultation plus Zäpfchen auf Rezept.

Unser Freund findet sich dann drei Tage später im dermatalogischen Ambulatorium der nächsten Stadt wieder – auch da arbeiten sie mit Nümmerchen – und bekommt da auch einen Termin (das System hat eindeutig seine Vorteile). Der Termin trägt Früchte in Form einer geteilten Werweisswasdaskomischesseinkönnte-Diskussion, die in einer Salbe gipfelt – und in einem beruhigenden Nachhall, Krebs wäre es “wohl eher nicht”.

Fazit: Der Kollege beobachtet in aller Ruhe weiter. Nützt die Salbe, um so besser. Und sonst? Lässt er sich in seinen Beobachtungen so schnell ganz sicher nicht wieder stören…