Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Nachweihnachtliches von der Bahnhofstrasse

∞  30 Dezember 2010, 22:13

Ich war heute an der Bahnhofstrasse. Ich wollte die neue Weihnachtsbeleuchtung auch noch mit eigenen Augen sehen. Dass ich dieses Unterfangen NACH dem Weihnachtsrummel in die Tat umgesetzt habe, ist in Ordnung. Die Menschen sind auf jeden Fall heute genau so geschäftig vorwärts gewuselt, wie sie es wohl auch vor Weihnachten taten. Jetzt geht es schliesslich darum, rechtzeitig für Silvester bereit zu sein. Als ob Tag und Zeit nicht von selbst kämen… Anders ist wohl, dass die Marroni-Verkäuferin vor dem Kaufhaus nicht mehr frohe Weihnachten wünscht, sondern “frohes Neues Jahr”, wie ich höre, wenn ich die Ohren ganz gut spitze, denn ihre Worte triefen sehr feucht durch den dicken Schal, in dem sich ihr Doppelkinn verstecken will. Die gute Frau sieht aus, als käme sie mit ihrem hochroten Kopf direkt aus dem Fieberbett. Frohes Neues Jahr, also.

Ich gehe weiter, bleibe immer wieder mal stehen und schaue in den nachtblauen Himmel. Ich befürchtete ja, dass mir auch die neue Beleuchtung nicht gefalen würde, als ich hörte, der Himmel über der Bahnhofstrasse hätte nun auch viele farbige Sterne bekommen.
Aber ich darf sagen: Mir gefällt’s durchaus.

Neben mir höre ich eine junge Frau zu ihrer Kollegin sagen: “Nun, schau doch mal, wie schön, und wie hoch die Lichter hängen.” – “Ich glaub’ es dir ja”, kommt die Antwort, und: “weisst du übrigens, wie gemein du bist?”. Die beiden Frauen überholen mich zügig, und ich muss lächeln. Die Kollegin trägt eine dick gepolsterte Halskrause und kann kaum nach links und rechts blicken, geschweige denn, nach oben. Nun denn: “Frohes Neues Jahr, Ihnen, und gute Genesung. Und uns allen Anderen auch.”


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Nachtrag von 23h51:
Erst denke ich erst im letzten Moment in der Stadt daran, dass ich ja wenigstens das Blackberry dabei habe – und dann vergesse ich es doch (fast), auch mit zu liefern:


Die Zürcher Bahnhofstrasse Ende 2010