Mein Schreiben. Täglich.

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Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Nachgedanken: Journalismus, Wettstreit, Reallife, Liebe

∞  17 April 2014, 18:27

Es ist halb sieben Uhr abends, und ich sitze immer noch in der Frühlingsabendsonne draussen. Wer um alles in der Welt konnte eigentlich jemals gegen die Einführung der Sommerzeit sein?

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Wir haben heute spektakuläres einfaches Reallife gelebt. Zusammen die Wohnung geputzt, Zvieri vorbereitet, Osterdekoration erstellt. Zusammen geredet, gesprochen. Gespräche geführt unter Kameraden. Und uns dabei über unsere Affinität für das Virtual Life unterhalten. Und darüber, wie relativ real dieses ist – das beginnt schon bei den Robots, die sich durch die Blogs clicken. Wie viel Beachtung gibt es wirklich, jenseits der engeren Blogfreunde, die vorbei kommen – und dabei wirklich einen Besuch machen?

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Ich denke an den gestrigen Bericht im Radio über die Probleme des Journalismus, dessen Bedeutung ständig sinkt. Nicht in Krisenländern. Sondern bei uns. Hier ist die Krise mitten in uns. In unserer Trägheit, mit der wir alles hinnehmen, immer mit dem einen Satz im Kopf: Was lässt sich denn schon dagegen tun? Auch Journalismus richtet sich nach Wirtschaftlichkeit. Geschrieben wird, was verkauft werden kann. Pressebarone sind Witschaftsbarone, nicht Verleger. Nicht mal mehr Bücher werden verlegt. Sie werden heute produziert. Und wer “sein” Buch schreiben will, das ist die Kehrseite, lässt sich das im Internet drucken oder vertreibt es als e-book. Es gibt auch die Autorität des Verlages nicht mehr, der ein Buch wählt, eine Perle entdeckt. Und wer entdeckt wird, wird gegängelt, mit Knebelverträgen. Veröffentlichung nur mit uns, Konzert nur laut unserer Agentur, das nächste Manuskript für Buch Nr. 2 in spätestens 12 Monaten. Allez hopp, wenn nicht grad Vermarktungsverpflichtungen für Nr. 1 anstehen.

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Wir denken in Beträgen und nennen das Wettbewerb. Wie sollten wir diesen Wettstreit denn anders werten? Welche Werte gibt es denn noch, auf welche unserer Überzeugungen ist Verlass? Reden wir so, wie wir gestern getönt haben? Wenn für andere das Machbare zum Massstab wird, was sollen wir uns denn mit Prinzipien aufhalten?

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Ich liebe Dich. Das taugt zwar auch nicht als Prinzip. Ist aber ein schöner Antrieb, das eine Prinzip aufrecht zu erhalten: Immer mal wieder zusammen zu werkeln. Nicht nur für den Osterbaum.