Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Nachbarswünsche?

∞  21 Oktober 2007, 01:04

Themen: SMS zum Tag und
Gesellschaft


Der Wunschnachbar ist freundlich, sagt „Grüezi“ und ist tolerant – mir gegenüber.
Dann gibt es keine Probleme – und auch kein Gespräch, weiss Gott nicht!




Der Beitrag entsteht nicht aus einer Aktualität heraus. Vielleicht gerade mal die Zeit, sich zu überlegen, dass unsere engsten Nachbarn nie jene sind, die wir gesucht haben. Bei den meisten zumindest nicht. Wir treten also – manchmal – Leuten auf die Zehen, mit denen wir nichts am Hut haben. Begegnungen mit Teilen der sog. anonymisierten Gesellschaft, wie wir sie just jetzt vielleicht gerne hätten. Aber er oder sie löst sich nicht in Luft auf.

Wir wünschen uns den Nachbar ordentlich, höflich, unauffällig. So dass wir uns nicht aufregen müssen über ihn. Die Waschküche ist aufgeräumt, der Mann oder die Frau hat Anstand und ist tolerant gegenüber Geräuschen und Gerüchen, die ich vielleicht einmal nicht bis zum Erreichen meiner eigenen Haustür oder meinem Fenster bändigen kann…

Ansonsten darf er gerne scheu sein und still die Tür hinter sich schliessen.

Wir reden so viel von Toleranz und reden uns deren Tugend ein. Oft aber geht es uns nur darum, keine Stellung beziehen zu müssen. Nicht einmischen. Jedem Tierchen sein Pläsierchen. Die Welt ist quadratisch, etwa 70 Herz, am Computer oder am Fernsehen spielt die Welt, der Off-Knopf ist greifbar und doch nur theoretisch. Feigenblatt für die im Grunde ja vorhandene Freiheit, jederzeit etwas anderes zu tun…
Nur werde ich bald niemanden mehr antreffen, um das zu teilen. Im Treppenhaus nicht, und auf der Strasse auch nicht.

Was? Jemanden anrufen? Ich soll fragen, ob er oder sie Lust auf einen Kaffee hat? Ich störe doch dann sicher gerade bei was Wichtigem. Und eine Abfuhr? Das tue ich mir doch nicht an!