Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Morgens früh im Sardinenrüttler

∞  23 Mai 2011, 11:00

Pendeln ist anders geworden, irgendwie. Schleichend ist aus der morgendlichen Zugfahrt mit entspanntem Zeitunglesen ein atemlos gepresster Viehtransport geworden.


Wir schauen uns nicht an in der rollenden Kombüse. Die Sitze sind eng geworden, als würde die SBB beabsichtigen, Abteile mit zwei sitzenden Personen schon “besetzt” erscheinen zu lassen. Und entsprechend erstaunt schauen trübe Augen auf, wenn sich tatsächlich jemand getraut, sich aussen, an der Kante noch dazu zu setzen. Es ist ja mehr ein sich an den Rand Drücken, bemüht, den Ellbogen des Zeitungslesers nicht zu berühren und dennoch dem durch den Gang streifenden Nachzügler kein Bein zu stellen. Am Hintern kann man dann feststellen, dass die Sitze an den Rändern leicht gewölbt sind und in einer harten Kante auslaufen. Eine stabile Qualität.

Dass jeder Zehnte auch noch einen Kaffeebecher von Starbucks mit sich mit balanciert, erscheint da wie eine Drohung, doch besser irgendwie noch etwas Platz zu machen…

Ich glaube ja, dass Dinge wie Smartphone-Spiele und iPads von Pendlern erfunden worden sind: Diese Gates in die innere Immigration lassen sich im Handteller oder wenigstens auf den Knien balancieren.

In den neuen Pendlerzügen wird das Sitzplatzkontingent pro Wagon übrigens drastisch ausgedünnt. Dadurch wird das Pendeln angenehmer, weil man beim Stehen mehr Platz zur Verfügung hat. Die höheren Preise begründet die SBB mit dem besseren und schnelleren Verbindungsangebot in Agglomerationen.

Wir alle stehen doch gern, wenn wir dafür drei Minuten früher in die Hetze des Tages eintauchen können, oder?