Mein Schreiben. Täglich.

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Mein Job, mein Haus, mein Auto, meine Frau

∞  7 Mai 2011, 19:46

Klassenzusammenkünfte – kennen Sie das auch? Und WIE kennen Sie das?


Es mag ja schon im Grundsatz nicht jedermanns Sache sein, einander nach fünfzehn Jahren zu erzählen, was man denn “so gemacht hat” im Leben? Dabei ist das ja grundsätzlich durchaus interessant, verfolgen zu können, was aus einem Schulkameraden wird, und wie er sich verändert hat (oder das, was meine Wahrnehmung von ihm mir vorsagte). Aber nicht jedem liegt es besonders, sich so darzustellen, als befände er sich an einem Bewerbungsgespräch, und es kann einem durchaus komisch vorkommen, wenn sich gerade jene “Kameraden” plötzlich besonders für einen zu interessieren scheinen, die man schon damals nicht wirklich leiden konnte. Da dies auf Gegenseitigkeit beruht, liegt damit auf der Hand, dass der hartnäckige Nachfrager bestimmt der Meinung ist, seine eigene Geschichte würde mit seinem Glanz die meine in den Schatten stellen, was immer ich auch anbringen könnte. Darauf habe ich dann jeweils gar keine Lust, was es mir natürlich nicht erspart, die fremde Glorie auf jeden Fall entsprechend ausgeschmückt dennoch vorgesetzt zu bekommen. Fazit: An Klassentreffen wird etwa so ehrlich Auskunft gegeben, wie wenn man sich direkt nach dem aktuellen Sexleben des Visavis erkundigen würde.

Aber man kann den Stier auch bei den Hörnern packen und das hier geschilderte Problem frontal attackieren, wie in dem Fall, bei dem am Tisch alle Anwesenden begrüsst werden und dann die Aufforderung kommt, nun reihum nacheinander aufzustehen und zu erzählen, wie das Leben verlaufen sei “und was man erreicht habe”. DAS gibt dann sicher tiefe Erkenntnisse… Der Abend soll ein Fiasko geworden sein. Die Gespräche “wollten eifach micht so recht in Gang kommen”.

Ich habe einen bestandenen Mann getroffen, der sich auf “seine” Klassenzusammenkunft richtig freut. Und das freut mich auch. Wenn man dann daran denkt, dass schon einer oder zwei fehlen, die auch beim nächsten Mal ganz sicher nicht kommen werden, dann nähert man sichndem Sinn solcher Veranstaltungen vielleicht doch noch. Und wenn ich dann höre: “Weisst Du, natürlich waren nicht alle gleich erfolgreich und hatten Glück im Leben, aber es freuen sich, glaube ich, alle auf den Abend”, dann denke ich, dass da wirklich eine Gruppe Menschen als Klasse zusammen findet.