Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Mehr Struktur, mehr Leben

∞  10 Juli 2014, 17:49

Wir organisieren uns. Immer besser. Und das gibt uns Perspektive. Sicherheit. Ich gebe es gerne zu: Wir brauchen das. Es schenkt uns Freiheit. Es ist ein wenig wie mit dem Korsett. Den einen ist es eine Stütze, die anderen empfinden es nur als einengend.

Habe ich eine klare Orientierung, wo mein Daheim ist und was es ausmacht, habe ich Struktur in meinem Alltag und einen gewissen, geordneten Tagesablauf, so kann ich mich erst daran machen, diese Abläufe zu verlangsamen, sie so zu gliedern, dass zwischen den Fixpunkten die Seele sich ausstrecken kann. Und dann braucht es womöglich immer weniger von diesen Punkten, und ich bekomme jene Achtsamkeit in mein Innenleben, die mich ganz bewusst und freudig leben lässt. Dann fliesst die Zeit, und sie fällt nicht mehr in irgendwelche Löcher. Sie macht nicht Angst, schaut man nach vor, und sie löst kein Bedauern aus, schaut man zurück. Das eh bitte nicht.

Worüber ich mir einmal mehr Gedanken mache, ist die immer wieder gemachte Beobachtung, dass das scheinbare Chaos oft nachträglich seinen Sinn bekommt: Knoten lösen sich auf und die wirren Fäden lässen sich plötzlich zu Maschen stricken. Aus verklebten Garnknäueln wird ein Gewebe, der Pullover bekommt Form und er verspricht, warm zu geben.

Es mag ja sein, dass das aufkommende Gefühl, es gebe Fügung und Fährtenlenkung, nur aus der zuvor mangelnden eigenen Übersicht erwächst, aber schön ist es dennoch. Und Kraft schenkt es. Kraft, die aus dem Glauben und Vertrauen kommt, dass eben diese Fügung immer weiter sieht als ich selbst. Und dass Fragen dann Antworten finden, wenn sie genug gebrannt haben.