Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Mehr haben. Aber von was und wofür?

∞  20 Januar 2011, 23:39

Zeit und Geld. Angenommen, Sie hätten mehr davon. Was dann?



Zeit und Geld sind für uns alle knappe Güter, nicht wahr? Auf jeden Fall werden wir davon angetrieben. Meist setzen wir allerdings nicht Geld ein, um mehr Zeit zu haben, sondern Zeit, um mehr Geld zu machen. Oder wir sparen Zeit, um weniger Geld zu verlieren. Und weiter geht’s…

Zeit ist Geld ist dabei ein Satz, den Menschen vor gar nicht sooo langer Zeit überhaupt nicht verstanden hätten. Aber was schreibe ich da? Heute sind ja schon 25 Jahre eine Ewigkeit! Man kommt ins Taumeln, wenn man daran denkt, wie sehr sich unser Alltag in den letzten 25 Jahren verändert hat…

Ich möchte Ihnen ein kleines Gedankenexperiment vorschlagen:

Stellen Sie sich vor, es diskutieren ein paar Kollegen über ihren Lohn. Mal vorausgesetzt, dass sie dabei ein wenig ehrlicher sind, als wenn sie über Sex sprechen würden, wird es dabei so laufen, dass, wenn sie eben mehr Lohn bekommen haben, sie wohl glauben, dass sie das zufriedener macht, sei es, weil es ein Stück Anerkennung bedeutet, oder eben einen Aufstieg. Und diese Denke hat mit dem ständigen, pardon, Schwanzvergleich zu tun: Es geht immer um eine Rangliste im Hirn, um das bisschen Mehr als bisher und, vor allem, als der neben mir.

Redeten die gleichen Kollegen über den Wunsch, mehr Zeit zu haben, Zeit, ganz für sich selbst, und nehmen wir weiter an, ein paar von ihnen könnten ihren Alltag tatsächlich so organisieren, sich mit dem Arbeitgeber so arrangieren, dass sie mehr Zeit für sich zur Verfügung haben. Was glauben Sie? Würden sich diese Menschen mit dem Gedanken quälen, dass ein anderer noch mehr Zeit habe als sie? Ich glaube nicht. Sie würden einfach damit beginnen, diese neue Zeit zu nutzen. Ob sie zufriedener werden, wird dabei nicht wirklich vom Vergleich mit links und rechts abhängen, sondern von der konkreten Sinngebung für die eigene Zeit.

Mit anderen Worten: Glück, die Fähigkeit, zufrieden zu sein, ohne zu vergleichen den eigenen Lebensumständen Sinn geben zu können, erfordert Zeit, Raum für Gedanken, Ruhepausen, Reflexion. Zufriedenheit hat gerade mit der Fähigkeit zu tun, sich den eigenen Status nicht bestätigen lassen zu wollen – sondern mehr Interesse am eigenen Stand zu haben. An Bestand. Werten, welche dem Leben den Sinn erhalten, wenn die Hetze die Zeit weg frisst – bis man den Teufel wieder gebändigt hat, der einen im Hamsterrad sehen will, immer wieder…