Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Man informiert sich

∞  17 Mai 2007, 21:32

Es gibt Menschen, die haben keinen Fernseher. Und es gibt Menschen, die eine Woche nicht in Montag bis Sonntag einteilen, weil deren Tage nicht diese Strukturen brauchen. Gut möglich, dass dies auch die Menschen sind, die lieber ein Buch lesen als eine Tageszeitung.

Wie mag das sein, wenn im Bus über “Sex in the City” oder “Desperate Hosewives” oder “24h” diskutiert wird, und es bleibt nur ein Schulterzucken.

Ist das zu bedauern?

Aber dann doch die Bilder, neulich in den Nachrichten, und die Abhandlung dann in der Weltwoche und das Börsenbarometer in der NZZ und die Lokalnachrichten aus der Gemeinde.

Wie oft habe ich schon gesagt: “Man muss sich doch informieren.” Und die Zusatzfrage unterschlagen: “Vielleicht schon, aber über was?”

Derweil lese ich die folgenden Sätze aus den einleitenden Seiten des “Nachtzug nach Lissabon” von Pascal Mercier:

Jeder von uns ist mehrere, ist viele, ist ein Übermass an Selbsten. Deshalb ist, wer die Umgebung verachtet, nicht derselbe, der sich an ihr erfreut oder unter ihr leidet. In der weitläufigen Kolonie unseres Seins gibt es Leute von mancherlei Art, die auf unterschiedliche Weise denken und fühlen.

Fernando Pessoa, “Livro do Desassossego”, Aufzeichnung vom 20.12.1932



Und tatsächlich, schon beim Lesen der Zeitung: Wir lesen nicht immer gleich. Heute ärgert uns, was uns morgen gleichgültig lässt.
Und so ist es auch mit Büchern. Nur rühren sie uns an Stellen an, die auch morgen noch aktuell und die gleichen sind. Wie aus einer Zeitung, deren Redaktion nur Artikel schriebe, die ohne Datum den gleichen Wert behielten…

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