Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Männer- oder Frauen- oder Teamarbeit?

∞  29 Mai 2010, 20:08

Lieblingsplätzchen sind oft wirklich das: Plätzchen. Ein paar Quadratmeter einer Wohnung, eines Terrässchens, einer Ecke, unter einem Baum, wo man sich ganz besonders geborgen, behaglich eben, fühlt. Es ist der Ort, wo man mit dem Partner oft ins Reden kommt, oder auch und vor allem mit sich selbst. Und genau so ist es der Ort, an dem gar nichts geschehen muss und alles zur Ruhe kommt. Auch das Reden und damit das Denken.

Ein Lachen ist schön, wenn es diese Ruhe mal unterbricht, weil ein Spruch ganz gelöst in die Stille fällt, wie ein Kind, das weich und behaglich auf einen Kissenberg plumpst, mit einem leisen Jauchzen. Und manchmal erinnert man sich dabei auch ferner Geschichten. So wie heute. Irgendwie sind wir auf “das richtige Leben” gekommen, oder auf das, was wir in unserer Gesellschaft oberflächlich dafür halten, also den Beruf und die Arbeit und die Akzeptanz darin. Und ein bisschen später beginnt Thinkabout’s Wife zu erzählen – ich hatte die Episode, wie so oft, nicht mehr klar in Erinnerung – “weisst Du noch?”:

Wir hatten eine Sektretärin mit 50%-Pensum, welche meine Frau vor allem bei der Fakturierung entlasten sollte. Nun ist es in einem kleinen Team mit festen Aufgabenzuweisungen nicht getan. Sie sind Absichtserklärungen, und glücklich wird man an einem solchen Ort nur, wenn man genau darin mit den Wert des eigenen Beitrags sieht: Dass man dort zupackt, wo genau diese eigene Hand gebraucht wird.

An diesem Tag, also an diesem Morgen, ging es darum, falsch ausgezeichnete Ware umzuetikettieren. Mit dieser Aufgabenstellung konfrontiert, stutzte Frau Gut, unsere Perle, einen Moment, um dann mit schiefem Mundwinkel und sich zweifelnd neigendem Kopf anzumerken:
“Also, Frau Thinkabout, ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass Sie nur deshalb darauf kommen, mir diese Arbeit zuzuweisen, weil ich eine Frau bin. Das kann doch unser Magaziner machen, schliesslich ist das Lagerware.”
Frau Thinkabout blieb ganz ruhig, erklärte, dass unser Magaziner bereits für dringende Stadtlieferungen unterwegs wäre und schliesslich getle ja auch, dass das, für das sich die Frau Chefin nicht zu fein sei, auch für die Sekretärin arbeitsrechtlich verträglich sein dürfte, nicht wahr?
Damit war die Diskussion beendet.

Am nächsten Tag wollte es die Fügung, dass die Neonröhre im Büro einfach nicht zu flackern aufhören wollte. Unmöglich, so in Ruhe Büroarbeit zu erledigen. Also bittet Frau Thinkabout die Frau Gut, im Lager die Bockleiter und die Ersatzröhre zu holen und das defekte Ding auszuwechseln. Frau Gut blickt anklagend abwechselnd auf Frau Thinkabout, dann auf ihr knappes Röckchen und dann auf ihre High Heels, aber die Chefin beginnt schon zu erklären:
“Wissen Sie, natürlich könnte das unser Magaziner für uns machen. Aber ich möchte vermeiden, dass sich bei ihm das nagende Gefühl einschleicht, er müsste für uns Arbeiten erledigen, nur weil er ein Mann ist.”
Von diesem Tag an wurden in unserem Unternehmen bezogen auf Arbeitszuweisungen keine Genderdiskussionen, in welcher Art auch immer, mehr geführt. Frau Gut alllerdings ist bei uns nicht glücklich und deshalb auch bald andernorts älter geworden…