Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Liebesmühe

∞  21 April 2007, 15:50

Ob sie verloren ist oder ob sie ankommt – was entscheidet darüber?

Sie haben das sicher auch schon erlebt: Sie setzen sich hin zu einem langen Brief. Zumindest ist er ausführlich und Sie bemühen sich darin um eine ehrliche, dem Adressaten gerecht werdende Darstellung und Ansprache. Sie versuchen zu helfen, zu unterstützen, fragen nach, suchen und finden Verständnis und wollen es auch so formulieren, dass das eigene Verständnis verstanden wird.

Und dann? Vertippen Sie sich. Geraten mit den eigenen Wurstfingern (Verzeihung) zwischen genau die beiden falschen Tasten, und – schwupps, ist plötzlich alles weg, und das File lässt sich nicht mehr herstellen. Oder Sie haben online geschrieben und der Mail-Service speichtert das Geschriebene nicht ab, weil er sich nach einer Viertelstunde stillschweigend ausgeklinkt hat.

Ist die Liebesmühe jetzt verloren? Wohl nie ist uns so klar wie in einem solchen Moment, dass unsere Beziehungspflege Energie benötigt. Die Pflege unserer Kontakte braucht Kraft, sie schenkt nicht nur welche. Und wenn man dann vor einem leeren Bildschirm sitzt, spürt man einfach nur noch Leere. So fühlt sich also verlorene Liebesmühe an.

Ich kann mich noch heute an eine solche Erfahrung in Berlin erinnern, als ich zwischen zwei geschäfltlichen Terminen vom Hotel-Terminal aus ein solches Mail schreiben wollte, mit oben geschildertem Ergebnis. Ich bin ziemlich schlapp vom Bildschirm aufgestanden und hätte in meinem Frust nicht einmal die Kraft aufgebracht, die Kiste aus dem Fenster zu schmeissen, owohl ich genau diesen Gedanken und nur noch diesen Gedanken im Kopf hatte…

Gibt es eine deutlichere Beispiel eines nutzlosen Bemühens? Und doch – was wirklich nutzlos ist, zeigt uns immer erst die Zeit, ja vielleicht erfahren wir es nie.

Vielleicht wäre meine Antwort, an diesem Tag verschickt, auf taube Ohren gestossen, weil auf der anderen Seite jemand gelesen hätte, der an diesem Tag besser den Bildschirm gar nicht angeschaltet hätte? Vielleicht liegt in der sperrigen Technik eine im Grunde wohlmeinende Führung, und am nächsten Tag, neu aufgenommen, sind die Worte klarer?

Vielleicht aber soll mir auch aufgezeigt werden, dass es genug ist für den Moment und ich mir die Kraft einteilen soll?

Wir müssen frei sein in Kopf und Geist, um wirklich geben zu können. Niemand kann sich wohlmeinend auffressen lassen, zum Wohle anderer. Wenn wir nicht bei dem sein können, was wir für andere tun, dann werden wir nichts wirklich Gutes bewirken können. Wir dürfen und müssen uns selbst immer wichtig bleiben.

Jeder Fluss kann nur hergeben, was seine Quelle verspricht.

Gilt ja auch für das Bloggen an sich…


***