Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Kurzaufenthalt in Trondheim

∞  3 März 2012, 18:14

Aufenthalt in Trondheim. Wir buchen keinen Ausflug. Stadtbesichtigungen im Gänsemarsch hinter einem Gockel liegen uns nicht. Auch falle ich durch meine meditativ-autistische Neigung, meine Konzentration gerne auf den optischen Sinneseindruck und das entsprechende Bild zu bündeln, nicht gerne negativ auf. Also frühstücken wir erst kurz, dafür spät, und machen uns dann zu Fuss auf den Weg in die Stadt. Und wieder fallen uns die gleichen Dinge höchst positiv auf:
Die Distanzen sind kurz und das Leben pulsiert mit Ruhepuls. Gut, es ist Samstag, und Vormittag. Aber wir spazieren entlang einer empfohlenen Joggingroute, und so einige Jogger kommen uns auch entgegen. Jeder Dritte im Gehen. Es ist, als wäre der Morgen rund um die gothische Kathedrale schlicht zu schön für jede Hetze. Wir haben auch heute Kaiserwetter. Das ist nun schon die zweite Kirche, die zumindest teilweise von grossen Bäumen umringt wird. Der Blick aufs Bauwerk durchs Wintergeäst hat so erst recht etwas Majestätisches und entrückt menschliche Schaffenskraft noch ein wenig mehr in die Illusion, irgend etwas für die Ewigkeit bauen zu können.
Es ist warm; wir frösteln überhaupt nicht, behalten unsere Jacken aber gerne an. Angenehm klar und frisch scheint die Luft.

Die Fahrt durch einige der engsten Passagen der ganzen Reise setzt sich danach bei wunderbarem Sonnenlicht fort, und ich verbringe immer wieder längere Phasen auf dem Aussendeck, während Thinky’s Wife einen Königinnenplatz auf dem Panoramadeck geniesst. Perfekt.

So langsam kommt man sich auch unter den Passagieren näher. Zum Beispiel unter den Fotografen. Wir fotografieren uns bibbernd beim bibbernden Fotografieren. Auffallend angenehm auch das:

Man scheint mehr Rücksicht auf einander zu nehmen als gewöhnlich, oder kennen Sie das:
Antritt in Reihe für die Fotografen im Heck des Schiffes zur Dokumentation eines aussergewöhnlichen Sonnenuntergangs – und zurücktreten ins Glied nach dem Bild. Das hat was sehr Diszipliniertes und versprüht den Charme einer Achtsamkeit, die nicht nur dem eigenen Bild gilt. Vielleicht liegt es ja daran, dass allen eine Frische Brise an der Nasenspitze zerrt, was weiss ich? Es ist auf jeden Fall sehr angenehm.