Mein Schreiben. Täglich.

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Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Künstlich aufgeregt oder ehrlich betroffen?

∞  30 August 2008, 14:57

Von etwas nichts wissen wollen, heisst nicht, dass wir davon nicht betroffen wären oder damit nicht auch unsere Stimme abgäben. Wir mögen allenfalls verzweifeln ob all der Dinge, die wir nicht beeinflussen können, oder zuwenig. Dennoch bleibt uns keine andere Wahl, als an unserem eigenen Ort unseren festen Standpunkt einzunehmen.




Ich erinnere mich gerade an ein langes Gespräch, das ich mit Thinkabouts Wife auf dem Weg vom Aegerisee nach Sattel zurück führte. Wir unterhielten uns über den Sinn oder Unsinn von immer wiederkehrenden Wortmeldungen zu FACTS2.0 oder anderen eigentlichen Randthemen, zu denen man sich durchaus so stellen kann: Was interessiert es die Welt und was soll es mich weiter beschäftigen? Es ist eine Randepisode in einer speziellen virtuellen Welt, die man dem Grossteil der Menschen (ich würde durchaus sagen: glücklicherweise) erst erklären muss, und darum kann man das Thema sehr wohl ad acta legen, zumal mam sowieso nur Gefahr läuft, bald mal als verschroben abgestempelt zu werden, als endgültig verlorener missmutiger Verlierer oder zumindest als einer, der keinen noch so kleinen Nasenstüber verträgt und sich in seiner verletzen Eitelkiet aufplustert wie ein Hahn, der seinen Kamm stellt, obwohl er längst kein Huhn mehr damit abbekommen mag. Der möglichen Deutungen sind gar viele genug , und keine mag einem zum Vorteil gereichen. Die Frage ist auch berechtigt: Warum? Sie muss aber von mir selbst beantwortet werden, und im Grunde nur von mir selbst. Und nicht danach, ob und wie das wirkt, was ich schreibe. Oder nicht nur. Denn die eigentliche Frage ist doch: Was ist mir der innere Gehalt einer Sache wirklich wert?

Alle Welt schreibt über Politik, über die Rolle der SVP, die Globalisierung. Keiner hört damit auf, weil er so ehrlich wäre, einzusehen, dass er nichts damit ändert. Das ist auch nicht die Frage. Die lautet allenfalls: Schreibe ich, weil ich der Aufmerksamkeit der Leute nach dem Munde texte, oder schreibe ich, um die Aufmerksamkeit wach zu halten, eine Achtsamkeit zu fördern? Keine Frage, welche Motivation ich besser finde, nicht wahr, und Sie auch?Und keine Frage, welche Motivation mehr Druckerschwärze abbekommt, nicht wahr?

Max Frisch schrieb in seinem “Tagebuch 1946-1949”:

Wer von Politik nichts wissen will, hat seinen politischen Beitrag schon geleistet: er dient der jeweils herrschenden Partei.

Nur darum geht es. Anschreiben nicht gegen das eigene Gewissen, sondern mit dem eigenen Gewissen, gegen das, was man verraten oder gefährdet sieht. Zum Beispiel die Persönlichkeitsrechte. Und die liegen mir eben näher, wenn es um FACTS2.0 geht, als Ihnen – für sie liegen jene in China vielleicht näher. Scheinbar. Bis sie selbst in einem Forum auf ähnliche Probleme stossen. Und betroffen sind. Und vielleicht keine Stimme haben. Weil diese nicht vorhanden sind – und also den Machenschaften jener dienen, die tun, was sie nicht lassen müssen. Weil eben stumme Stimmen immer zustimmen. Das gilt für alles, was um uns herum geschieht, was wir wahrnehmen und hinnehmen, in unserer Trägheit der satten Bäuche.


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Ein kuragiertes Pieps übertönt keinen Bums, aber es lässt das eigene Herzen pochen