Mein Schreiben. Täglich.

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Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Kritiker, und was sie lieben sollten

∞  16 Juni 2008, 17:43

Ob Sportjournalisten wohl verstehen, was gemeint ist, wenn ich ihnen das folgende Zitat vorlese:


Ein schlechter Schriftsteller wird manchmal ein guter Kritiker, genauso wie man aus einem schlechten Wein einen guten Essig machen kann.

Henry de Montherlanta



Im Ernst:
Ein guter Kritiker zu sein, ist sehr schwierig. Was bedeutet das überhaupt genau? Am Schluss steht da nur ein Text in der Zeitung, oder man sieht nur, was vor der Kamera abläuft, nicht dahinter. Kritiker und Künstler, Fussballer, Politiker, haben ein Verhältnis (in aller Regel). Viele kennen sich. Immer unter den besonderen Bedingungen des Berufes. Und sie brauchen sich gegenseitig.
Das Beispiel eines Interviews: Es kann nur so gut sein, wie die Fragen interessant sind.
Der Kritiker muss die Vorhand nicht selbst besser spielen, die Arie mit tragenderer Stimme vortragen können. Aber er sollte sich bemühen, mit seinem Werkzeug der Sprache sorgfältig umzugehen. Sein Text sollte nie eine Massregelung sein, sondern sich immer der Liebe am Gegenstand, am Inhalt, der Kunst, dem Sinn der Politik, dem Sport verpflichtet fühlen. Und, kaum zu glauben: Der Leser darf spüren, dass der Kritiker Musik, Fussball, eine gute Rhetorik liebt, achtet, sich ihr im Grunde verschreibt. Denn der Leser ist auch so. Sonst machte er sich gar nicht daran, den Artikel zu lesen.

Ups. Da fällt mir auf: Ich fahre hier ja manchmal auch Menschen an den Karren. Ich werde deshalb meinen eigenen Text jetzt gleich nochmals lesen. Und ihn morgen hoffentlich nicht vergessen haben…


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