Mein Schreiben. Täglich.

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Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Kriegsrhetorik im Atheismus

∞  20 November 2012, 17:55

Immer wieder knalle ich mit dem Kopf gegen diese eine gleiche Wand: Die Front der militanten Atheisten. Ich bin regelmässig befremdet und erschrocken ob der Wucht und Wut, mit der die atheistischen Positionen vertreten werden – woran es wohl liegt?

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Die Grundaussage dabei ist immer die gleiche: Glaube ist dumm. Oder genauer: Glaube macht dumm, und Religion soll Euch dumm halten. Für nichts, was Glaube ausmacht, gibt es irgend einen Beweis (sic!) und alles, was Glaube bewirkt, sind Kriege im Namen einer Religion und zu deren Verbreitung.

Das Übel der Religionen wird angeprangert, und dabei mit solch drastischen Worten operiert, dass ich mich immer wundere: Da steckt ein Antrieb in allem, der ganz offensichtlich mehr mit der Abkehr von etwas Bestimmtem zu tun hat, als mit der Zuwendung zu einer Überzeugung. Es scheint ganz so, dass Atheismus Vielen als Heimstätte für den Protest gilt, als eine Art Wutreaktion wider eine Autorität, die man, in welcher Form auch immer leidend an sich selbst oder bei anderen erlebt hat.

In atheistischen Gruppierungen, wie sie sich im Netz finden und bilden, wird dann eine militante Rhetorik angehäuft, die ihren Reiz scheinbar in der Enthemmung zu finden scheint: Die Brüskierung jeder religiösen Moral – auch der durchaus menschenfreundlich verstandenen – ist oberstes Gebot, und dabei wird jedes Geschütz aufgefahren, das am besten auch noch gegen jeden guten Geschmack verstösst.

Quelle: Atheist auf Facebook

Ich frage mich, wo wir hin kommen, wenn wir – in welche Richtung auch immer – bestimmte Arten der Meinungsäusserung verbieten, ja, sie einfach niederbrüllen wollen? Nun gut, hier wird gegen die vorherrschende Art der öffentlichen Erziehung in verblassten Jahrhunderten gekämpft, aber es wäre doch an der Zeit, die Leere negierter alter Antriebe durch eine Energie zu ersetzen, welche ein Menschenbild kultiviert, das mit dem Nächsten respektvoll umgeht.

Also bitte auch nicht als Atheist, denn scheinbar ist Gelassenheit, Toleranz und Stil nicht unbedingt etwas, was in der Ecke zu vermuten ist.