Mein Schreiben. Täglich.

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Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Kreativ bis zur einsamen Leere?

∞  25 August 2012, 22:22

Clubmeisterschaften. Das bedeutet für mich Dauereinsatz. Nicht auf dem Spielfeld. Da akzeptiere ich die Macht der Stärkeren und bin am Finaltwochenende jeweils nur noch am Rande engagiert. Aber ich habe mir in den Kopf gesetzt, während diesen zwei intensiven Tagen ebenso intensiv zu fotografieren und die Fotos zeitnah, also gleichentags und gleicherorts auch zu zeigen.

istockphoto.com/koun

Das führt zu einer ganz speziellen Herausforderung an die Konzentration und Auffassungsgabe und macht es nicht leicht, nicht in Stereotypen zu verfallen und am Schluss einen Einheitsbrei zu präsentieren – mit der immer etwa ähnlichen Optik.
Und weil auf sechs Plätzen fast ständig etwas läuft, bedeutet das auch, dass ich viel unterwegs bin. Ich geniesse die Stimmung und den Betrieb und die Freude, die ich damit machen kann. Die Aufgabenstellung führt aber auch dazu, dass ich an diesem zentralen Tag des Clublebens nicht mal mit meinen engeren Kameraden länger entspannt zusammensitzen kann, Und noch etwas fällt mir auf, das nicht leicht in Worte zu fassen ist:

Man mag darüber streiten, wie weit weg Fotografie von darstellender Kunst ist, oder wie nah sie ihr kommen kann. Das ist mir gleichgültig. Ganz klar aber ist es eine ständige kreative Suche nach “dem Bild”, genau so, wie man manchmal nach “dem richtigen” Wort sucht. Das bedeutet eine intensive Beschäftigung mit dem, was gerade im Moment vor mir geschieht – und die Ausblendung ganz vieler Eindrücke um mich herum: Ich befinde mich ein Stück weit in einem Cocon und fühle mich nicht selten meiner Umgebung entfremdet:

Dieses Gefühl ist nicht wirklich von der Anerkennung abhängig. Ich freue mich zum Beispiel riesig über die Freude, die ich einer Familie für Bilder aus ihrer Mitte machen kann, und gleichzeitig lässt sich niemals auch nur annähernd das mit den Adressaten teilen, was zu diesen Bildern geführt hat. Ich bin ja noch nicht mal sicher, ob Begabung oder Glück oder ein Talent ohne wirkliches eigenes Dazutun zu den Ergebnissen führt. Und so sitze ich in Pausen dann plötzlich ziemlich leer inmitten von Menschen – oder am Rand, ein bisschen ausgelaugt und ausgepowert – auch, weil nach dem kreativen Schaffen immer eine Leere folgt. Darin baden dann das Glück über die Möglichkeit, anderen Menschen Schönheiten an und in sich selbst zu zeigen und die Gewissheit, dass das, was man empfindet und fühlt und sieht, sich niemals befriedigend ausgedrückt in Bilder oder auch Worte fassen lässt.

In diesem Bemühen und Entleeren kann man gefangen sein, und wenn ich mir manchmal wünschte, ich könnte von solcher kreativer Arbeit leben, so mag ich mir gleichzeitig nicht vorstellen, welches Ausmass an Zweifel und Einsamkeit das bedeuten kann – denn nirgends ist der ständige Widerstreit in mir zwischen dem Glauben an meine Möglichkeiten und dem Zweifel des äusseren Werts grösser als dann, wenn ich alle meine Energie darauf verwendete, unfähig, etwas anderem auch nur annähernd tiefe Beachtung schenken zu können. Genau so, wie ich an diesem Wochenende so viel hinten an stelle, weil es tatsächlich darum geht, ein kleines Projekt in dieser vorgefassten Zeit zu realisieren – wobei niemandem so klar ist wie mir, dass mit jeder solchen Aktion sich auch die Wahrnehmung der eigenen Arbeit verändert. Wie wir uns selbst verändern in unserem Blick auf die Welt.

Durch den Sucher oder sonst suchend und findend und verwerfend und fragend.