Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Krawall

∞  5 Juni 2007, 21:20

Es kocht die Volksseele. Aber sie kocht wie Wasser, nicht wie Milch. Sie läuft nicht über, gefällt sich aber im Brodeln und in der Angst, die sie auslöst. Der Frust ist eine Art Verlust von Sinn, und so schlägt man denn auch drein: Wie von Sinnen.

Der Aufruhr ist planlos und findet sich doch in klaren Zielen: Wider die Obrigkeit, die Autorität, die nicht wirklich eine ist. In der anonymen Masse wird der Einzelne zum anonymen Schläger und haut auf die gesichtslosen Symbole des Establishments ein.

Das konsumierte Bier hat Mut gemacht zum Schlag gegen den Konsum, den Profit, die Verfielfältigung des gleichen Geldes, das man selber schneller ausgibt als einnimmt.

Das Elend liegt nicht zuletzt darin, dass man selbst lokaler Ignorant des globalen Irrsinns ist, davor und danach, und der Hohn ist einzig, dass ausgerechnet die Profiteure einen daran erinnern. Also marschieren und protestieren, nur wirst Du dabei genau so instrumentalisiert wie im Grau Deines Alltags, denn diese Gelegenheit der prickelnd fühlbaren Gefahr zieht die ganz blöden Halbstarken an, die neben Dir vermummt feige den Mutigen markieren.

Je sprachloser die eigene Hilflosigkeit, um so heftiger der Ausbruch. Und um so bitterer der pelzige Geschmack auf der Zunge. Danach. Wenn alles vorbei ist und nichts in der Zeitung die fettere Schlagzeile hatte, als die Zerstörung. Über sie wird Bilanz gezogen. Nur über sie. Der Rest versinkt im Schweigen und in der dadurch beschleunigten Agonie.


Dabei könnte Protest doch auch so aussehen, eine Art Sinneskrawall eben:




Bilder von Christian Mang im Beitrag von Felix Kubach bei Readers Edition
Themen: Politisch und Gesellschaft