Mein Schreiben. Täglich.

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Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Konsumententipps für die Tonne

∞  16 Februar 2011, 13:52

Die beste Testperson für jedes Produkt sind Sie selbst. Denn SIE wenden es wirklich an. Und es gibt dafür auch keinen anderen Massstab als Ihre eigenen Bedürfnisse. Was einem dazu ein Rasierschaumspender und ein Roll-On-Deo sagen können.


Sie sind beliebt, die Konsumentenforen und –zeitschriften mit den Warentests, bei denen im Sinne des Verbrauchers verschiedene Angebote bezüglich Qualität und Preis verglichen werden. Und ganz besonders knallig ist es, wenn – natürlich – bei solchen Vergleichen das billige Produkt sehr gut abschneidet, das teure aber unter „ferner liefen mit“ rangiert. Der Konsument fühlt sich darin bestätigt, dass er eh beschissen wird und darf getrost weiter zum Rappenspalter mutieren. Manchmal habe ich diese Postillen im Verdacht, dass schon mal ein anberaumter Test es gar nicht ins Heft schafft, weil die Ergebisse nicht so dolle spektakulär ausfallen, wie es die „Redaktoren“ gerne hätten…
Dabei dürfte man häufiger sehr wohl genauer danach fragen, unter welchen Bedingungen und unter welchen Prämissen ein Produkt überhaupt getestet wird. Und, übrigens, liebe Tester, so manche Laboranordnung hat unter dem Strich herzlich wenig mit der Praxis zu tun, aber einen wirklichen Praxistest, bei dem einem Produkt mehr als ein paar Minuten Aufmerksamkeit gewidmet wird, sprengt natürlich die Kosten und schadete vielleicht der Schlagzeile.
So habe ich mich in den letzten Monaten zum Kauf von zwei Produkte n aus einer Discount-Linie hinreissen lassen, die vom „K-Tipp“ als „gut“ bewertet wurden. Nun:
Beim Rasierschaum war der Sprühmechanismus lange vor dem Aufbrauchen des Inhalts im Eimer – und beim kürzlich gekauften Roll-On-Deo dreht die Kugel partout nicht frei, so dass ich mit der Hand ständig nachdrücken muss. Beide Produkte sind garantiert hautschonend, wohl duftend und überhaupt wunderbar gut für ihr Geld – nur schlicht nicht befriedigend anzuwenden – und unter dem Strich ein Schaden für die Firma, die es unter ihrer Eigenmarke verkauft – und für die Umwelt auch, weil man es nur fortschmeissen kann. Ob recycelt oder nicht – unnötig ist immer umweltschädlich. Vor allem aber ist auch der K-Tipp-Test für die Tonne.
Sie mögen jetzt lächeln und in der Tat ärgere ich mich darüber, dass ich selbst auf den Kleber mit dem guten Test-Ergebnis erneut reagiert habe, trotz besseren oder eben schlechteren Erfahrungen. Noch mehr aber ärgere ich mich darüber, dass ich das auch beruflich kenne:
Dort gibt es oft Grund, sich über negative Bewertungen mit gutem Grund zu ärgern, weil die Tests teilweise so praxisfremd sind. Fällt der Test aber positiv aus, entblöden auch wir uns nicht, die Produkte damit zu schmücken und im Verkauf darauf hizuweisen. Wir haben es also im Endeffekt nicht besser verdient. Der Konsument aber schon. Denn um ihn muss es doch gehen.
Für Sie dürfte gelten: Konsumentenschutzbemühungen soll man durchaus ernst nehmen, wenn es um die Deklaration und Prüfung von Schadstoffen geht. Für einen Praxistest gibt es aber nur eine Fachperson, und das sind Sie: Sie entscheiden, ob das Produkt etwas taugt, und niemand anders. Lassen Sie sich nichts anderes einreden. Und vertrauen Sie dabei keinem Experten, sondern allenfalls einer Kollegin – es sei denn, sie rät Ihnen als Mitglied einer Hausverkaufs-Organisation…