Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Körperwelten nun im WWW im Geschäft

∞  3 November 2010, 19:12

Ich weiss, ich bin von gestern. Mit meinen 48 Jahren bin ich das für die heutige Jugend ja auch wirklich. Und ich kann nur hoffen, dass sie besser mit dem umzugehen weiss, als ich, was wir uns so täglich anhören müssen auf allen Kanälen und in allen Medien.

Die “Körperwelten”-Ausstellungen von Gunther von Hagens sind sehr kontrovers diskutiert worden. Das bedeutet natürlich, dass sich das erst recht alle Welt angeschaut hat. Und also, einmal angezogen vom Resultat, fiel das Urteil milde aus, betört von der Wirkung, die ja darin besteht, dass da einer das Tabu des toten Körpers (des Körpers an sich?) enttabuisiert, indem er ihn demonstrativ aufbricht und ästhetisiert dekorativ aus-stellt.
Von Verdiensten wurde gar gesprochen, von der möglichen Annäherung an die Faszination des eigenen Vergehens und dergleichen Quatsch mehr. Mit Verlaub: Am Ende ist Fäulnis. Und das soll so sein. Das ist nämlich auch und gerade das Leben.

Um Gunther von Hagens’ Motivation zu beurteilen, gibt es nun neue Möglichkeiten. Lange nachdem nicht weiter diskutiert wurde, ob es nicht vielleicht unethisch sei, so wenig über die Herkunft der Leichen zu wissen, wird nun so langsam auch den Gutgläubigsten klar: Es geht – nur – um Geld.
Denn Gunther von Hagens eröffent nun einen Online-Shop für Leichen-Plastinate. Lust an bizarrem Hals- und Ohrschmuck? Diese Wünsche können künftig ganz neu bedient werden.

Dass geschicktes Geldverdienen auch schon wieder chic ist, nun, das ist dann wirklich unser aller Problem, und damit meine ich vor allem der Umstand, dass diese Art von Smart scheinbar über aller Moral steht.

Ich habe den Kerl heute am Radio reden gehört. Diese Nuschelei, diese komische Unruhe in der Stimme, das leicht Gehetzte in allem, so, als hätte der Mann Bammel vor der nächsten tiefer gehenden Frage. Aber eben: Wer mag sie stellen? Wir leben ja in einem freien Land.
Und damit zeigt sich eben, wo wir angelangt sind.

Es wäre da noch eine andere Geschichte, die mir heute genau so auf die Magensäfte geschlagen hat. Aber ich spare mir die auf. Bis morgen. Mindestens.